Magazinarchiv: 2005

Hunger nach mehr

Liedertankstellen-Premiere in Stuttgart


… ist das eindeutige Fazit der ersten Liedertankstelle in Stuttgart. Dabei waren die Voraussetzungen wirklich nicht optimal, denn erst im Juli konnte das Angebot von Alexander Bayer ausgeschrieben werden. Aber die Werbung wurde vom bevorstehenden Weltjugendtag überschattet. Zudem war das verlängerte Wochenende um den 1. Oktober nicht unbedingt motivationsfödernd und außerdem: ‚Was ist eine ‚Liedertankstelle‘?

Auf diesem Hintergrund ist es um so erfreulicher, dass 40 Risikofreudige in die gastfreundliche Pfarrei Christus König in S.Vaihingen gekommen sind.
Das Teilnehmerfeld war bunt gemischt: Professionelle und ehrenamtliche Chorleiter, Jugendliche und Sänger in gesetztem Alter. Sogar ein paar Fans der ‚Liedermacher‘ aus dem Schwarzwald und aus Bayern waren angereist. Von den Stuttgarter Chören waren die Fildergemeinden am stärksten vertreten. Ob das nur am kurzen Weg oder an der Freude und Pflege dieser Art von Kirchenmusik liegt, wäre schon interessant.

An der kurzfristigen Planung lag es auch, dass zum Zeitpunkt der Eröffnung kein offizieller Vertreter der Veranstalter die erwartungsvollen Teilnehmer begrüßen konnte – aber die Brote waren geschmiert, der Saal vorbereitet und so eröffnete die erste Zapfsäule Alexander Bayer die Abfüllaktion. Dass jeder Referent seinen eigene Sp(i)rit mitgebracht hatte wurde von allen Teilnehmern als sehr wohltuend und erfrischend empfunden.

Die Interpretation des Psalm 139 zur Frage ‚Was ist der Mensch?‘ in schwäbisch wurde in der Hauptstadt des Schwabenlandes kontrovers diskutiert – sie ist auf jeden Fall auch für Nichtschwaben hörenswert und gut verstehbar.. Ansonsten wurde bedauert, dass die Zeit zu kurz war, um den einen oder anderen Liedsatz genauer einzustudieren oder die Gottesdienstlieder intensiver zu proben. Die häufigsten kritischen Töne, enthielten den Wunsch ’nach mehr‘, und das ist recht erfreulich. Eine ausgebildete Kirchenmusikerin schrieb: ‚Ich war espannt, was mir da geboten würde. Besonders gut hat mir gefallen, dass alle drei Referenten nicht nur Liedermacher, sondern auch ganz hervorragende Pianisten sind. Dazu waren sie alle sehr gegensätzlich, sowohl vom Typ und ihrer ‚Präsentation‘, wie auch von den Liedern, die sie vorstellten.‘ Diese Meinung wurde von vielen Teilnehmern geteilt, die einen Chor leiten und am liebsten eine spezielle oder parallele Fortbildung für die (Klavier)begleitung gewünscht hätten..

An Alexander Bayer beeindruckte, wie er humorvoll und trotzdem tiefgründig die Theologie zu seinen Liedern mit einbrachte. Seine Lieder sind größtenteils musikalisch am anspruchsvollsten gewesen, d.h. diese Lieder waren für die Anwesenden am schwierigsten vom Blatt zu singen. Was nicht negativ gemeint ist, sondern nur auffiel im Unterschied zu den anderen Referenten.

Erfrischend und mitreißend wurde die Präsentation von Robert Haas empfunden. Er verstand es offenbar besonders gut zu vermitteln, dass ‚was als Musikstück/Lied entstanden ist voll mittig im Leben stattfindet‘. Gerade seine Lieder werden nach Meinung einiger Teilnehmer schnell in den eigenen Gruppen und Chören erklingen.

Noch am selben Abend nach der Liedertankstelle fand ich ein mail, in dem sich ein Kursteilnehmer für den schönen Abendgottesdienst bedankt. Nun gehört zu einem beeindruckenden Gottesdienst mehr als ein guter Pfarrer. Aber an diesem Abend waren viele davon beeindruckt den Pater Norbert Becker als Referenten und als Priester zu erleben.
Ein Teilnehmer stellte fest: ‚In ihm und durch ihn spürt man die Symbiose des GottisteinsmitdemMenschen in Perfektion‘. Das ist doch super, wenn Verkündigung auch bei uns Priestern durch das Leben gelingt und nicht so sehr durch Worte!

Nicht vergessen werden soll der Oboist und Vertreter des Vereins ‚Musica e Vita‘ für Württemberg, der den Liedern beim Workshop und im Gottesdienst noch mehr Glanz verliehen hat.

Zum Schluss noch ein ganz herzlicher Dank an die Pfarrer in Stuttgart, die den Teilnehmerbeitrag für die Sänger und Musiker aus ihren Kirchengemeinden übernommen haben und an die Kirchengemeinde Christus König, die uns die Räume kostenlos zur Verfügung gestellt hat und auch für Speis und Trank gesorgt hat.

Damit ist wohl klar, dass es 2006 wieder eine Liedertankstelle in Stuttgart geben wird. Über das wo,. wann und wie werden wir mit der musica e vita/Kontaktstelle Württemberg Kontakt aufnehmen.

P. Alfons Blüml