Rezension CD „Meine Hoffnung zu eurer“ (Mitsinglieder)

21. März 2012

Text und Musik: Alexander Bayer

Preis: 15,- €,
Dehm-Verlag Limburg

76 Minuten mit einem Ensemble, das sich den vieldeutigen Namen „Entzücklika“ gibt, lassen aufhorchen. Kreativer Kopf hinter den mittlerweile über einem Dutzend CDs der Entzücklikanten – sie verstehen sich als geistige Bannerträger von Papst Johannes XXIII – ist der Theologe Alexander Bayer. Im nord- und süddeutschen Raum ist er immer noch ein Geheimtipp.

Die vorliegende Zusammenstellung bietet neben 14 Tracks früherer Tonträger, die einen guten Überblick über das Potenzial dieses Ensembles bieten – vier Neueinspielungen. So gibt es für die einen ein (Wieder)Hören für die anderen ein Entdecken von dem wunderbaren „Mein Gebet wächst wie ein Baum“, dem schwungvollen „Ich will das Morgenrot wecken“ und dem vertrauensvollen „Du bist vertraut mit all meinen Wegen“.
Man merkt Bayers Texten theologische Schulung und Programm an. Insbesondere die Prophetentexte und die widerborstigen Passagen des Neuen Testaments schärfen seine Feder („Was steht ihr da und schaut zum Himmel empor“, Tr.10). Das passt nicht ins Prokrustesbett des Gewöhnlichen. Andererseits breiten Bayers Lieder immer wieder die Arme aus und nehmen in einen menschenfreundlich wärmenden Mantel („So baut der Gütige sein Haus“, Tr.12). Die „Geschundenen und Zerbrochenen“ finden in solcher Theologie eine ausgestreckte Hand. Wer eine Veranstaltung von „Entzücklika“ besucht, kann erleben, welch heilende Wirkung derlei Musik-Theologie entfalten kann.

Die vier neuen Songs (Tr. 4, 6, 9 und 14) hinterlassen einen gemischten Eindruck: Ein Kyrie (Tr.4) mit „nanana“ zu verquicken, ist m. E. weder geschmackvoll noch liturgietheologisch zielführend. Die Vokalisen im Song „Wir tragen einen Schatz“ (Tr. 14) dürften die meisten Gemeinden überfordern. Das Geist-Lied (Tr.6) bietet sich indes zur Firmkatechese an. Was hier besungen wird, zeigt, wohin das Sakrament führen mag, wenn man ihm etwas zutraut Mit seinem neuen Friedenslied (Tr.9) sprengt Bayer den üblichen Rahmen (Fromme Männer … geraten außer sich“). Textlich gehen Alexander Bayer manchmal die Pferde durch. Seinen Pegasus etwas bewusster zu führen, dürfte dem Lyriker Bayer, dem wir schon eine ganze Reihe ebenso ungewöhnlicher wie wunderbarer Lieder verdanken, gut tun.

Ein separates Liederheft gibt es leider nicht. Der herausgebende Verlag will die Interessenten zu einem dicken Liederbuch (24,90 €) aus dem eigenen Sortiment leiten. Schade eigentlich.

Zum Verfasser dieser Rezension

Dr. Peter Hahnen, Theologe, Referent für u.a. kulturelle Jugendbildung bei der „Arbeitstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz“ (afj) in Düsseldorf. Zahlreiche Publikationen zu Bibelmusicals, Kino, Spiritualität und Kunst; u.a. „Liederzünden! Theologie und Geschichte des Neuen Geistlichen Liedes“, Kevelear 2009