Magazinarchiv: 2008

Ruhama, ‚Du kommst zu uns‘

Materialien


Ruhama, „Du kommst zu uns“

tvd-Verlag Düsseldorf 2007
Bestell-Nummer 2076.6
Preis: 15,50 €

NGL auf höchstem Niveau
Das Ensemble Ruhama gehört längst zu den festen Größen in der Szene des Neuen Geistlichen Lieds.
Seine ebenso einfühlsamen wie packenden musikalischen Mitwirkungen bei Gottesdiensten und Großveranstaltungen, nicht zuletzt beim ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin, sprechen für sich selbst.
14 Songs bündelt die neue CD und lässt in jeder Hinsicht aufhorchen.
Stärker als man zuletzt den Eindruck haben konnte, setzt Ruhama aufs mit etwas gutem Willen erlernbare (und dennoch nicht ins Banale abgleitende) Mitsingen der Gemeinde.
Dieses Reproduzieren in der pastoralen Praxis wird wichtiger denn je. Erfreulicher umso mehr, dass es (ab Frühjahr 2008) für Chöre auch eine Partitur mit mehrstimmigen Sätzen geben wird.
Lieder von Ruhama sind etwas anderes als katechetisch verblüffungsfeste Erweckungsmusik oder eingedeutschtes Gospelfeeling:
Durch ihre poetische Faktur bieten Thomas Laubachs Texte immer wieder Reibungsfläche und erheben Sänger und Hörer auf Niveau. Für die vorliegende Einspielung hat sich das klassisch mit Gitarren, Schlagwerk, Tasten und E-Bass aufgestellte Ensemble u.a. um Saxophon vergrößert.
Die Arrangements kosten die erweiterten instrumentalen Möglichkeiten aus und sorgen für einen abwechslungsreichen Silberling,den man auch „einfach so“ gerne anhören mag.
Thematisch bilden Advent und Weihnachten den roten Faden des (leider nur) knapp 50minütigen Programms, woraus sich auch der Titelsong (gleichzeitig eines der Themenlieder vom Katholikentag 2006) „DU KOMMST ZU UNS“ ergibt.
Die folgenden Nummern (teils etwas älter aber gut in diese Zusammenstellung passend) umkreisen die Menschwerdung Gottes ohne in ein theologisches Wolkenkuckucksheim abzuheben: Mit „WANN KOMMT DER HIMMEL IN SICHT“, „IM KLEINEN“ und „DIESE ERDE WERDE LICHT“ seien stellvertretend 3 Lieder genannt, die theologische Gedanken zum Thema einerseits zeitnah ausdrücken und andererseits nicht ins Kumpelhafte oder Prosaische abrutschen. Man nehme allein die drei Strophenbeginne von Track 2 („WANN KOMMT DER HIMMEL IN SICHT“): Sie formulieren jeweils knapp eine Frage (wann kommt der himmel in sicht?… wann ist der himmel es leid?… wann kommt der himmel in gang?…) die zum Glaubensgespräch provozieren.
Die Begegnung der Hirten mit dem Engel wird in Laubachs Text ohne Krampf ins Heute projiziert: „In dieser Nacht, in der der Friede Feuer fängt … gehen uns die Augen über, gehen uns die Ohren auf“. Das emotionale Potenzial solcher Vorlagen wird von Komponisten Thomas Quast auf treffliche Weise vertont.
Bei aller Kunstfertigkeit in Text und Musik, an der auch Michael Lätsch (Tr. 2, 8, 10 und 12) diesmal großen Anteil hat, versingt man sich mit diesen Liedern nicht in eine Entrückung:
„Kein Stern beschert uns eine stille Nacht. Gottes Reich liegt noch im Argen“ (Track 5 „WAS IM ARGEN LIEGT“) holt jeden Träumer auf den Boden zurück.

Während die vorliegende neue CD eingespielt wurde, hatten die Musiker die schwere Erkrankung von Pfarrer Uwe Seidel zu verkraften, der Ruhama in den 80er Jahren mit Vertrauensvorschuss, Beratung und Inspiration ausstattete, die junge Musiker irgendwann für ihre Chance auf den Durchbruch benötigen.
Uwe Seidel starb schließlich im Dezember 2007, aber eine gehörige Portion von seinem theologischen Esprit und gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein lebt längst in den Liedern von Ruhama weiter. Wenn die Lieder dieser CD ein theologisches Axiom des verstorbenen Uwe Seidel verinnerlicht haben, dann ist es diese spirituelle Wachheit, der es selbstverständlich ist: Eine Frömmigkeit, die Welt und Menschen nicht liebt, ist gar nicht wirklich fromm. Was in Taizé einst als „Kampf und Kontemplation“ untrennbar in Eins gesetzt war, findet mit dieser tief empfundenen Liedkunst aufs Neue vortrefflichen Ausdruck.

Bestellungen (ca. 48 Min., Best.-Nr. 20706.6, 15,50 Euro) sind über http://www.ruhama.de beim tvd-Verlag möglich. Dazu gibt es auch die Partitur mit allen Chorsätzen, Klavier- und Instrumentalstimmen (Best.-Nr. 20706.4, 10,20 Euro).