Magazinarchiv: 2008

Ein Leuchtturm neuer Kirchenmusik

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„Kirchenlieder sind gesungene Gebete.
Sie finden einen direkten Weg zum Herzen der Menschen“ (C. Stecher) Von Robert Tatschl
Ein Leuchtturm neuer Kirchenmusik
Gospels, Spirituals und afrikanisches Liedgut und eine Saxophon-Messe in sehr professionellem Sound

Seit zwölf Jahren sorgt der David Singkreis in der Innsbrucker Pfarre St. Pirmin für musikalische Gestaltung von Gottesdiensten.
Aus dem halben Dutzend begeisterter Sänger und Sängerinnen ist mittlerweile ein stattlicher Kirchenchor mit über 40 Mitgliedern geworden. Seine CD „Eigenbau – Neues Geistliches Lied“ ist vor kurzem in den Handel gekommen.
Chorleiter und Komponist Mag. Christian Stecher erzählt von seinem Streben nach zeitgemäßer Kirchenmusik.
Eine Musikhochschule hat Stecher nie besucht. Aber die Liebe zur Musik zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben des 41-jährigen Religionslehrers, der in Steinach am Brenner und Fulpmes unterrichtet. Die Familie des gebürtigen Obsteigers ist reich an musikalischen Begabungen, Bruder Johannes ist künstlerischer Leiter der Wiltener Sängerknaben.
„Musik war für mich immer wichtig“, blickt Stecher zurück, „ich habe immer in Chören gesungen, Gitarre und Klavier gespielt“. Neben dem Theologie-Studium beginnt er zu komponieren, anfangs Kinderlieder, die er als Liederbuch „Gott hat die Welt ganz bunt gemacht“ im Verlag promusica publiziert.
Zwei Jahre lang vertritt der Theologe die Chorleiterin der Jesuitenkirche. 1995 übernimmt er die Leitung des eben gegründeten David Singkreises. Mittlerweile hat Stecher auch die Pädagogische Akademie in den Fächern Englisch und Musik abgeschlossen. Religionsunterricht alleine sei ihm zu wenig, erklärt der Vielseitige schmunzelnd.

Begeisterung durch Ausstrahlung
Im Unterschied zu manch anderem Kirchenchor plagen den David Singkreis, dessen Name auf dem Liederbuch „David 6“ der katholischen Jugend und Jungschar Vorarlbergs basiert, keine Nachwuchssorgen.
Stecher hat sogar ein Aufnahmeverbot für pfarrfremde Frauen ausgesprochen. Der Altersdurchschnitt des Ensembles liegt bei rund 40 Jahren. Die Harmonie in der Chorgemeinschaft, vor allem aber die überaus positive Resonanz aus dem Publikum sieht der Chorleiter als Ursachen für die Attraktivität des Singkreises.
Da werde von toller Ausstrahlung berichtet, von Begeisterung, die Chor wie Kirchgänger während der Gottesdienste gleichermaßen erfasse. „Ein Grund dafür mag sein, dass wir bei den Proben über Liedtexte nachdenken und überlegen, ob wir die auch vertreten können“, so Stecher.

Saxophon statt Orgel
Das Repertoire des Singkreises umfasst Gospels, Spirituals, afrikanische Lieder, neue deutsche geistliche Literatur. Viele der gesungenen Lieder und Arrangements stammen aus der Feder des Chorleiters. „Wir suchen einen goldenen Mittelweg zwischen neuen gesangstechnischen Herausforderungen
und Freude am Singen“, meint Stecher. Alle Chormitglieder seien ja Laienmusiker, bei Bedarf verstärkt durch sehr gute Instrumentalisten. Mit dem Saxophonisten Michael Lackner verbindet den Komponisten eine 20-jährige musikalische Freundschaft.
Ihm hat er die „Sax Solo Messe“ auf den Leib geschrieben, die auf der neuen CD zu hören ist.
Auch beim Gedanken an Theresia Wildts Flötenton gerät Stecher ins Schwärmen. Neben den Aufgaben eines Pfarrchors setzt der David-Singkreis alle zwei Jahre in Konzertreihen Themen-Schwerpunkte,Schwerpunkte, wobei meist weltliches Liedgut zur Aufführung gelangt.
2007 war es die Aufnahme der CD „Eigenbau“ mit neuen geistlichen Liedern, 2009 wird afrikanische Musik zum Zug kommen. Eine jährliche Taizè-Messe rundet die Agenda des Ensembles ab.

Direkter Weg ins Herz
Liturgiegestaltung müsse theologisch stimmig und zugleich zeitgemäß sein, fordert Stecher.
Anspruchsvolle, aktuelle Liedtexte sollen entsprechend vertont werden. Der Komponist versteht sich als Vertreter einer Gegenbewegung zum oberflächlich-seichten rhythmischen Kirchenlied, deren Wurzeln bei Autoren aktueller deutscher Chorliteratur zu suchen sind, mit Protagonisten wie Winfried Heurich oder Eugen Eckert aus dem Bistum Limburg.
„Auch rhythmisch gestaltete Gottesdienste müssen theologisch verantwortbar gefeiert werden können“, so der Chorleiter. Dazu müssen Text und Musik gleichberechtigt wirken können. „Kirchenlieder sind gesungene Gebete. Sie finden einen direkten Weg zum Herzen, zum Unterbewusstsein der Menschen, da wird Theologie vermittelt“, bringt es Stecher auf den Punkt, „die richtige Zusammenstellung der Inhalte ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit“.
Der Erfolg gibt ihm recht: In St. Pirmin singt die Pfarrgemeinde begeistert mit.

Zeitgemäße Kirchenmusik enthält die neue CD des David Singkreises (Bild: ingram Publishing)

CD „Eigenbau – Neues Geistliches Lied“ (14 Lieder)
Für 15 euro erhältlich im:
Pfarramt St. Pirmin,
A-6020 innsbruck,
Radetzkystr. 51,
Tel. 0043/(0)512/363434,
e-mail: pfarre.st.pirmin@dibk.at


Niveauvolle Liturgiegestaltung ist für ihn „Herzblut“:
Mag. Christian Stecher