Magazinarchiv: 2008

Die Löwen sind los!

Aus dem Vereinsleben


Jede Menge Publikum bei „Tuishi Pamoja“
Von MeV-Mitglied Jutta Troegel
Die Löwen sind los!

Löwen in der Kirche, da traut man seinen Augen kaum. Außerdem noch eine Herde Zebras und jede Menge Giraffen – ja wo gibt’s denn sowas? In der Oberdollinger Pfarrkirche St. Georg!

Dorthin hatte der Kinderchor Flotte Tönchen zu einem afrikanischen Musical von Sandra Engelhardt (Text) und Martin Schulte
(Musik) eingeladen und halb Afrika sowie jede Menge Eltern, Großeltern, Lehrer und Interessierte waren gekommen. Rund 400 Zuhörer warteten gespannt,
was sich hinter
„Tuishi pamoja – Eine Freundschaft in der Savanne“
wohl verbergen würde.

Die nervenaufreibenden Vorbereitungen hatten 8 Monate gedauert.
Knapp 50 Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren hatten sich nach vielen religiösen Musicals (Jona, Die Arche Noah, Der verlorene
Sohn, Die Hochzeit zu Kanaa, Das Wunder von Jericho, Die Berufung des Matthäus) zur Abwechslung mal ein lustigeres Thema gewünscht.
Da Tuishi pamoja auf Suaheli heißt: „Wir wollen
zusammen leben“ und ethisch tiefschürfende Fragen über Vorurteile, Rassenhass, Freundschaft und Toleranz aufzeigt und behandelt, dabei aber jede Menge Raum zum Verkleiden und kindgerechten Gestalten lässt, außerdem auch noch aus fetzigen Musiktiteln besteht, trauten wir uns eine Aufführung in unserer Pfarrkirche zu planen.

Mit der Rollenverteilung fing die Toleranz schon an, denn jedes Kind wollte mindestens ein Solo singen oder eine besondere Rolle spielen. Damit auch wirklich keiner zu kurz kam, fügten wir für die Giraffen und die Zebras extra Tänze mit teilweise akrobatischen Teilen ein und gewannen für die Übungsphase die Trainerin der lokalen Prinzengarde. Das Einstudieren der Tänze erforderte viel Kreativität, brachte den Mädchen aber auch jede Menge Spass!
Ab sofort war für alle Sängerinnen die Hausaufgabe, statt Abendgebet Texte und Lieder auswendig zu lernen. Die Melodien lernten wir in den wöchentlichen Chorproben und machten sie mit Hilfe der Playback-CD allmählich aufführungsreif.

Unser guter Chorgeist (Fr. Smischek) hatte zwischenzeitlich Faschingsstoffe mit Zebra- und Giraffenmuster besorgt, Kostüme daraus genäht, Löwen, Erdmännchen und Traumgeister ausgestattet und die benötigten Utensilien besorgt.

Das war ein Hallo bei der ersten Anprobe! Vor lauter Staunen und Schauen vergaßen die Kleineren meist das Singen. Deshalb erfolgten die letzten fünf Proben in voller Montur und auch bereits in der Kirche, damit sich alle an die Räumlichkeiten vor Ort, ihre Plätze und Bewegungsabläufe gewöhnen konnten. Als Mikroersatz musste ein Knirps herhalten, damit sich jede bewusst wurde, dass er beim Sprechen auch nur eine Hand frei hat.

Für’s Bühnenbild hatten wir noch je ein großes Stück Stoff Zebra- und Giraffenmuster übrig, die wir über einen Leinwandständer hängten und in die Mitte kam der Bettbezug mit Afrikadesign von meiner Tochter Jutta.
Sie hatte auch die Plakate entworfen und die Kinder hängten sie mit Begeisterung an allen möglichen (Geschäfte, Schulen) und unmöglichen Plätzen (Autofenster, öffentliche Toiletten) auf.

Der 1. Aufführungstermin war endlich da! Daniel, der Sohn meiner Freundin und angehender Tontechniker, hatte die Verantwortung für den Sound übernommen und unsere eigene Anlage mit seinen Geräten ergänzt. Den ganzen Samstagnachmittag liefen Generalprobe und Soundcheck.

Am Sonntag kletterte die Aufregung ins Unermessliche. Zum vereinbarten Treffpunkt eine Stunde vor Vorstellungsbeginn herrschte im Pfarrsaal ein unvorstellbares Durcheinander: In einer Ecke übte die Tanztrainerin abwechselnd mit Giraffen und Zebras die Tänze nochmal, Fr. Smischek legte letzte Hand an die Kostüme, 2 Mütter schminkten in Rekordzeit 25 Tiere und 5 Traumgeister und endlich konnte ich genügend Ruhe zum Einsingen durchsetzen. 10 Minuten vorher gab es dann den obligatorischen gemeinsamen Toilettentermin, damit bei der Aufführung nicht plötzlich eine Sängerin weg muss. Und schon schlichen wir uns vorsichtig durch die Sakristei hinter unsere Kulisse.

Wow! Jede Menge Publikum.
Und schon ging’s los … (siehe Bilder- Geschichte unten!)

Ein Happy End gab’s nicht nur in der Geschichte sondern auch für unsere Projekte. Wir spielten das Musical ein zweites Mal zur 25 Jahr Feier des Ingolstädter Eine-Welt-Ladens und im Schönstattzentrum Canisiushof bei Theißing und konnten insgesamt 2.400,- Euro Spenden an Aidswaisenkinder
in Afrika überweisen.
Stolz und glücklich genossen die Flotten Tönchen ihren Kinobesuch, der die einzige Belohnung für 1 Jahr Engagement war!

Jetzt sind wir auf der Suche nach einem neuen Musical, das genauso super aber eben auch kirchentauglich ist.
Hilfe! Wer weiß Rat???