Magazinarchiv: 2004

MUSICA E VITA International: Wie alles begann

Einige Schlaglichter nach einer Vorlage von Manfred Porsch


Am Anfang war das Lied

1983 fand in Rom der Internationale Wettbewerb ‚Rassegna Mondiale
della Canzone Religiosa Popolare‘ statt, zu dem 500 Beiträge von 24 Nationen eingereicht wurden.
50 Titel kamen in die Endausscheidung der mehrtägigen Großveranstaltung, die auch vom Fernsehen übertragen wurde. ‚Gold für Lied aus Österreich‘ konnten schließlich die Zeitungen in ihren Schlagzeilen vermelden. Der weltweite Erfahrungsaustausch,
Nebenprodukt des Festivals, und die Freundschaften, die zwischen den Musikern entstanden sind, führten schließlich zur Idee einer weltweiten
Vereinigung für das ‚Neue Religiöse Lied‘.
1986 wurde von Abgeordneten aus sechs Ländern eine Internationale Vereinigung mit Sitz in Rom gegründet – die Geburtsstunde von ‚Musica e Vita‘.
Ab 1987 gab es MUSICA E VITA auch als österreichischen Verein.

‚Lieder gegen Grenzen‘ in der ‚Fabrik‘

1988 war noch keine Rede von offenen Grenzen zum Osten. Christliche Lieder in einer Diskothek? Mit einem (damals) so unpopulären Veranstaltungstitel?
Skeptiker wurden eines Besseren belehrt: Mit 1.200 Besuchern erzielte die Veranstaltung (initiiert von MUSICA E VITA) den absoluten Besucherrekord in Österreichs damals modernster Diskothek ‚Fabrik‘.
Schon immer war es MeV ein Anliegen, Finger auch in die Wunden der Gesellschaft zu legen, um positive Veränderungen herbeizuführen.

Gedenkgottesdienst ‚1938‘ im Wiener Stephansdom

9.000 Menschen wohnten dem Gedenkgottesdienst (50 Jahre Erstürmung des Erzbischöflichen Palais) und dem anschließenden Liederabend im Wiener Stephansdom bei. Die musikalische Gestaltung der Messe übernahm das Musikteam PARAKLET; der Liederabend wurde von Heinz Stadlbacher und Manfred Porsch gestaltet.

Lieder gegen Grenzen im KZ Mauthausen

Das hatte es bis dato noch nie gegeben: Ein Liederabend in einem ehemaligen Konzentrationslager. Doch das Innenministerium und die Verwaltung der Gedenkstätte befanden die Liedertexte von Manfred Porsch, Christian Romanek und dem Mauthausener Jugendchor für durchaus passend.
‚Wer schweigt, stimmt zu‘ oder ‚Friedrich Intolerant‘ (Anm. d. Red.: Songs von Manfred Porsch) an so einem Ort gesungen, zeigen erst die ganze Bedeutung der Inhalte.
Als die Veranstaltung angemeldet wurde, waren die Grenzen zum Osten noch fest verschlossen. Die Aufführung im Frühjahr 1990 fiel dann mitten in die Zeit der Öffnung …

Längst keine Seltenheit mehr: Religiöse Lieder im TV

Die Lieder der MeV-Interpreten gehörten zwar nicht zu den täglich gespielten Hits im Rundfunk, wenn es aber um thematisch anspruchsvolle Lieder ging, griff man gerne darauf zurück. So kam es auch immer häufiger zu Fernsehauftritten:
ZiB, MiniZiB, Orientierung, Licht ins Dunkel, Wurlitzer, Kinderwurlitzer, Osterreichbild, Hits und Tips …

Musica e Vita beim Papstbesuch in Österreich

Einige MeV-Mitarbeiter wirkten schon beim Papstbesuch zum Katholikentag ’83 mit (Damals gab es freilich die Vereinigung noch nicht).
1988 wurde MeV bereits die musikalische Gestaltung des Rahmenprogramms für die Papstbegegnung der Diözesen Linz und St. Pölten anvertraut. Aber auch in Eisenstadt und Salzburg wirkten MeV –Musiker mit.

Die MeV-Zeitung Musik & Leben

Sechs Mal im Jahr informierte die MeV-Zeitung ‚Musik & Leben‘ Mitglieder, Freunde und Musiker über Konzerttermine und Veranstaltungen, stellte Musiker und neue Platten vor, befasste sich durchaus kompetent mit verschiedenen theologischen und musikalischen
Themen, half bei Urheberrechtsproblemen und mit der Musikerbörse weiter u.v.m.

Internationaler Kongress ‚MUSICA E VITA‘ in Rom

Auf gewaltiges Medienecho stieß der von MeV initiierte Kongress, der Anfang November ’88 in Rom abgehalten wurde. Kein Wunder bei diesem Aufgebot: Musiker, Historiker, Musikwissenschafter, Theologen,
sogar Bischöfe und Kardinäle referierten und diskutierten eine Woche lang über Stellenwert, Bedeutung und Probleme der modernen religiösen
Popularmusik. Das Referat von Manfred Porsch erntete unter den Zuhörern großen Beifall.
Auch der Papst, der ja schon als Bischof zu den Förderern des polnischen SACROSONG zählte, zeigte sich angetan: ‚Ich bin sehr froh über diese Initiative von Musica e Vita, und ich erhoffe mir reichliche Resultate für eine bessere Verwirklichung auf dem Gebiet der Musikkunst als hervorragendes Mittel für Verkündigung und Lob Gottes!‘
Die Erfahrungsberichte aus den zehn Teilnehmerländern lassen sich nur schwer miteinander vergleichen. Zu unterschiedlich sind das kulturelle
Umfeld und die durch die Mitglieder geprägten inhaltlichen und stilistischen Schwerpunkte.
Dennoch konnten so manche interessante Anregungen für die Praxis gewonnen werden.
Mit diesem ersten Internationalen Kongress wurde ein Grundstein gelegt (wissenschaftliche, kirchliche und öffentliche Bestätigung unserer Ziele), auf dem die Arbeit in den einzelnen Ländern aufbauen konnte.

Das Fest der Lieder

Seit es MeV gab, wurden jährlich zahlreiche ‚Fest der Lieder‘ -Veranstaltungen in mehreren Bundesländern durchgeführt. Als ‚Fest der Begegnung‘ zwischen Chören, Bands und Liedermachern verschiedenster Stilrichtungen sprach und spricht diese Veranstaltung
jährlich mehrere tausend Menschen an.

Fest der Lieder – International

Bereits die ersten ‚Fest der Lieder‘-Veranstaltungen in Wien und Kremsmünster konnten mit Gästen aus dem Ausland aufwarten. Seither gab es weitere Festivals in Graz, Leibnitz, Pyhra, Schrems, Güssing, Poysdorf, Bad Hall und Wien mit Gruppen aus Deutschland (BRD und DDR), Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien und Italien.
Kommentar Christoph ErIes aus Magdeburg bei seinem ‚ Fest der Lieder‘-Auftritt in Wien, vier Tage vor der Vereinigung Deutschlands: ‚Schaut mich gut an! Wahrscheinlich seht ihr zum letzten Mal in Eurem Leben einen DDR-Bürger!‘

Fest der Lieder in Slowenien

1988 begannen die ersten grenzüberschreitenden Aktivitäten von MeV. Beim Fest der Lieder in Maribor entstanden freundschaftliche Kontakte zwischen Interpreten des Neuen Religiösen Liedes aus Jugoslawien und Österreich.

Fest der Lieder in der CSFR

Damals im Frühjahr 1990 hieß unser Nachbarstaat noch CSSR. Doch kaum waren die Grenzen offen gab es schon die ersten gemeinsamen Konzerte mit Gleichgesinnten. Weit über 1.000 Menschen drängten sich zum ersten Fest der Lieder in Bratislava. Sprachprobleme gab es kaum, denn Musik und Liebe werden international verstanden …
Inzwischen waren MeV-Interpreten bereits bei Festivals in Plzen, Brno, Kosice und Prostejov.

25.000 Nachbarn feierten Freiheit

25.000 Pilger aus den ehemaligen Ostblockstaaten strömten im Mai 1990 zu einem Dankgottesdienst nach Mariazell. Klar, dass – neben einigen Vertretern der Austropop-Szene, die im Rahmenprogramm auftraten – auch MeV nicht fehlen durfte. Immerhin setzen sich die christlichen Liedermacher schon seit Jahren in ihren Liedern für Friede, Völkerverständigung und Menschenrechte ein.

Das Ende von MeV in Österreich

12 Jahre lang hatten Freunde und Mitglieder von Musica e Vita, Liedermacher, Chöre Bands, Anwender und Zuhörer, das Neue Religiöse Lied in Österreich begleitet und mitbestimmt.
Bei zahlreichen Aktivitäten und Großereignissen haben seine Aktiven mitgewirkt.
In unzähligen Workshops, Konzerten und Begegnungen allerorts wurde Basisarbeit für das Neue Religiöse und Christliche Lied in Österreich und darüber hinaus getan, sowie bei insgesamt 129 ‚Festen der Lieder‘ der Austausch und das Erleben des Neuen Religiösen Liedes gepflegt.
12 Jahre nach der Gründung waren die personellen und finanziellenRessourcen von Musica e Vita, die ausschließlich durch seine Mitglieder getragen wurden, erschöpft. Doch das Anliegen ‚Neues Religiöses Lied‘ besteht weiterhin. So nahm Musica e Vita seine Auflösung zum Anlass, alle Interessierte, Freunde und Aktive bei einem großen ‚Abschieds-Fest
der Lieder‘ auf eine gemeinsame Zeitreise durch die letzten 12 Jahre in
Klang, Bild und Wort, nach Wien einzuladen.

Was ist geblieben?

MeV Österreich hat 1988 die Initialzündung zur Gründung von MeV Deutschland im Jahr 1994 gegeben. Die Verbindungen waren immer gut nachbarschaftlich und sind es bis heute noch. Die Liedermacher in Österreich stehen nach wie vor hinter ihren Texten, sind aber meist solo unterwegs und nur wenige wie Ralph A. Hamburger, Christian Romanek, Gabi Tutschek, Hannes Ziegler und natürlich Manfred Porsch treffen sich immer wieder zu Konzerten.


Erscheinungs-Informationen

Magazin-Ausgabe: Vergessen!? auf Seite 3

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