Magazinarchiv: 2002

Wenn ein Verein fort fährt


Was ein richtiger Verein ist, macht er auch einen Ausflug, oder eine Ausfahrt. Oft geht das ins Blaue, oder eben an die Blaue Donau.

Insgesamt 25 Musica-e-Vitaler aus Bayern (bzw. darunter zwei echte Entzücklika-Schwaben und vier Kinder, die für Unterhaltung sorgten), das ist gerade eine gute Gruppe, nicht zu groß, um ein paar zu verlieren, nicht zu wenige, um sich nicht immer mit den gleichen unterhalten zu müssen.

Ich will hier nicht die ganze Fahrt noch mal von A – wie Austria bis Z – wie Zentralfriedhof durchkauen, wer nicht dabei war, der ist selber schuld (wahrscheinlich).

Denn es war ein wirklich gut gelungenes Experiment. Jürgen hat alles genial organisiert: jeder bekam ein eigenes Bett, das Essen reichte den meisten aus und keiner blieb aus Versehen – oder Absicht – in Wien stehen. Außerdem hatten wir ein echtes Kontrastprogramm: bis mittags Priesterweihe im Stephansdom, nachmittags die Regenbogenparade, die Wiener Form des Christopher Street Days in Verbindung mit der Love Parade. Allerdings vermute ich, hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.

Auch dass einige nicht nur ihre Instrumente (Cyrus Saleki, Stefan Huber, Jürgen Zach, Jochen Achhammer, Franz Prechtl), sondern auch noch schachtelweise (selbstgemachte) Liederbücher mitschleppten (großes Danke an Bernhard Lämmle und Alexander Bayer von entzücklika) und so den Sonntags-Gottesdienst nach einer anstrengenden Heurigen-Nacht voll Elan musikalisch gestalteten, das ist wirklich hoch anzurechnen.

Auch dass sogar Provinzial Pater Josef Vösl mit Sekretär selbst die Messe zelebrierten, hat nicht nur mich erstaunt.
Apropos „Heuriger‘, das sogenannte Weinerl ist zwar vom vorherigen Jahr, hat aber trotzdem ganz gut geschmeckt. Die Untermalung mit echten „Weaner Liedern‘ von dem echten und einflußreichen Ministerialrat des Rechnungshofes Heinzi Gröbl und dem liedermachenden Ergotherapeuten Modaschl in einem Nicht-Grinzinger-Touristen-Abzocke-Heurigen-Lokal, das war eine sehr nette Idee des Ralf A. Hamburgers. Der außerdem noch seinen Geburtstag (!) mit den Piefkes verbrachte.

Ralf A. Hamburger ist einer der wichtigen Musica-e-Vita-Größen in Österreich. Schade, daß es den Verein dort leider nicht mehr gibt, die einzelnen ehemaligen Mitglieder aber sind immer noch kräftig in Sachen Neues Geistliches Lied missionarisch unterwegs.
Nach einem Abstecher zu Sisi, Hundertwasser, Schloss Schönbrunn, Cafe Zentral fehlte nur noch eines zum Glück von so manchem Teilnehmer: das Endspiel der Fußball-WM.

Aber Busunternehmer und wirklich nettem Busfahrer Michl sei Dank hatte der Bus ein Radiogerät. Und so bekamen ALLE in VOLLER Lautstärke jeden einzelnen Lattenschuß der deutschen Holzschuhtruppe (0-Ton Reporter) und jeden Treffer der brasilianischen Zauberer (s.o.) mit.

Und das schließlich bringt mich dann doch auf einen Vorschlag: sollte mal wieder eine Fahrt zu musikalischen Nachbarn gestartet werden, dann muß mindestens eine WM oder eine Olympiade oder ein Grand Prix d‘ Eurovision de la Chanson oder ein Schumi-Rennen oder ein Maßkrug – Stemmen oder ein Wetthäkeln mit deutscher Sieg-Chancen-Beteiligung dabei sein. Sonst macht das Aussteigen aus dem Bus gar keinen richtigen Spaß!