Magazinarchiv: 1997

In der Nacht blüht die Hoffnung

'... die anderen Passionssingen“ – Neunburg v.W. – Kemnath – Vilseck

„Sie werden mir zustimmen: ein Kreuzweg ist nichts Besonderes – so wie die Welt aussieht, in der wir Leben, ist es der Normalweg …“ meinte der Moderator beim anderen Passionssingen in Neunburg v.W. und stellte das Konzept unter das Motto „Schweigen brechen“.
Es war anregend, meditativ und nachdenklich. Die etwa 550 Zuhörer wurden musikalisch und textlich aufgefordert, IHN anzusehen, IHN zu fragen, IHM zuzuhören und IHM zu sagen – ja, was ? Gefragt war die persönliche Auseinandersetzung mit den Themen Passion, Fastenzeit und Kreuzweg. Die Lieder halfen diesen Weg zu beschreiten und zu verstehen, um auf das Ziel hin zu leben: den Ostersieg.
In Neunburg stellten sich am 22. Februar 1997 dieser Aufgabe: der Kinder- und Jugendchor Kemnath/Fuhrn, Michael – der Jugendchor aus Neutraubling, die Gruppe eigentlich aus Neunburg v.W. und der Liedermacher Gerhard Hany.
Das dritte Passionssingen in Neunburg v.W. zeigt, dass MeV mit einer Initialzündung eine Konzertreihe zur Tradition macht, mit der viele Menschen erreicht werden können und so über Neue Geistliche Lieder einen möglichen Zugang zu christlichem Gedanken- und Liedgut erhalten. Auffallend ist, dass zunehmend eigene Lieder in den Konzerten auftauchen. Vorreiter z. B. Gerhard Hany, der zusammen mit seiner Partnerin Sylvia Meilhammer so manchen Finger in brennende Wunden legte und sowohl musikalisch als auch textlich ein überzeugender Vertreter unserer Zunft ist.
Dem gemeinsamen Schlusslied entsprechend erblühte „Mitten in der Nacht‘ die Hoffnung, denn „… das andere Passionssingen‘ ist als Benefizkonzertreihe angelegt und so konnten die fast 60 Aktiven 1.100 DM an die Rumänienkinderhilfe der Armen Schulschwestern weitergeben.

80 Mitwirkend waren es auch in der Pfarrkirche von Vilseck am 16. März. Eine prall gefüllte Kirche sah die Musikerinnen „das Schweigen brechen‘ – so mancher hätte sich gewünscht, dass dies doch mit ein paar Phon weniger geschehen wäre. (Es lag wieder einmal nicht bei den Gruppen, sondern an der Technik … !)
Die musikalische Bandbreite hingegen ließ keine Wünsche offen. Angefangen vom Duo Zwei Drittel mit seinen einfühlsamen und ruhigen Songs, über die Gospelflames – einem 30 köpfigen a-capella-Gospelchor – beide aus Amberg. Zwei Bands Charisma aus Fensterbach-Wolfring, die bereits bei Adventssingen auf sich aufmerksam machten, und Cop Edition, eine Polizeiformation aus Sulzbach, sorgten für den nötigen Druck. Und erstmals war der Posaunenchor der CVJM Rosenberg mit von der Partie. Die Moderation lag in den Händen von Pastoralassistent Markus Lommer.
Hin und her gerissen wurden die engagierten Zuhörer vom abwechslungsreichen musikalischen Programm. Bei manchem Lied hätte es einer Erklärung bedurft, warum man es gerade in einem Passionssingen ins Programm genommen hat. Aber das gemeinsame Schlusslied „Durch Dunkel hindurch‘ schaffte den thematischen Bogen auch für den kritischen Musikfreund. Der Licht schein, der in Vilseck seinen Ausgang nahm, wird sicherlich noch in Kroatien für Helligkeit sorgen, denn dorthin gehen die 1.500 DM, die für die Aktion Pomoc gestiftet wurden …

Mit dem Thema des letzten Jahres war das am 9. März erstmals in Kemnath stattfindende Passionssingen überschrieben: AnKREUZen. Organisiert wurde dieses NGL-Happening zur Passionszeit von den Brückenbauern aus Kemnath, die neben dem Jugendchor Immenreuth und der Singgruppe 1991 selbst maßgeblich mitwirkten.
Im Programm finden sich alte NGLs genauso wie relativ, neue Songs, die auch schonmal Gegenstand von MeV- Workshops waren. Und wie die Presse schreibt, war es für die in großer Zahl anwesenden Zuhörer ein „religiös-musikalisches Erlebnis der außergewöhnlichen Art‘, eben ein anderes Passionssingen. Und gerade dieses anders sein birgt die Chance, dass Inhalte bewusster, vielleicht auch tiefer oder verständlicher „rüberkommen‘, als im herkömmlichen Sinn. Natürlich haben auch diese drei Gruppen gesammelt und fast 1.000 DM weitergeben können.

Hinter diesen Veranstaltungen steht jeweils eine Menge Arbeit, die von vielen fleißigen Händen erledigt wird, die nicht im Altarraum ihrer Verkündigung nachgehen, sondern im Verborgenen bleiben: denen sei an dieser Stelle herzlich gedankt, denn ohne die Leute, die für Essen und Trinken sorgen, ohne die Organisatoren, die Plakatklebern usw. ginge das nicht.
Auf ein Neues im Jahr 1998!