Magazinarchiv: 2000

Kinderchorarbeit

Organisatorische Strukturen (Fortsetzung)

Träger und Verwaltung

Hier geht es v.a. um die Infrastruktur und die Finanzen. Die Anschaffung von Noten, Instrumenten, die Bezahlung von Fahrtkosten oder kleinen Honoraren kosten Geld. Wie groß der Etat ist, sollte gleich zu Beginn festgelegt werden.
Aber es geht auch um Korrespondenz, Kopien für Programme und Einladungen, die Verwaltung von Geld, etc.

Räumlichkeiten und Ausstattung

Ein Kinder- oder Jugendchor braucht einen Probenraum, der genügend Platz für das Vorhaben bietet, sinnvoll ausgestattet ist und regelmäßig zur Verfügung steht. Sinnvoll ist auch ein Klavier oder anderes Instrument, eine Tafel, ein Schrank zur Aufbewahrung des Arbeits- und Notenmaterials. Er sollte freundlich eingerichtet, lüftbar und heizbar sein. Öffentliche Räume sind dabei privaten vorzuziehen.

Einzugsbereich und Terminkalender

Bei der Zusammenstellung der Gruppe sollte man das Einzugsgebiet im Auge behalten und die Erreichbarkeit der Probe (für weiter entfernt Wohnende) berücksichtigen. Hinzu kommt, daß Kinder einen Terminkalender haben, der Jungmanagern gleicht. Es ist darauf zu achten, daß nicht parallel stattfindende Termine für die gleiche Zielgruppe irgendwo angeboten werden (z.B. bei Jungen E-Jugend-Fußballtraining).

Die Zusammensetzung der Gruppe

Wer darf mitsingen? Darf jede/r oder nur die, die „es auch können“? „Professionalität oder Spaß“? Was ist das Ziel des Chores und der Gruppe?
Es sollte jede/r mitsingen dürfen. Jeder Ausschluß läuft auf eine Eliteausbildung hinaus, die im kleinen, gemeindlichen Bereich nichts verloren hat. (Dafür gibt es überörtliche Institutionen, die das können: z.B. Domspatzen).
Eine Einschränkung sollte das Alter darstellen. Hier ist zu unterscheiden zwischen dem Vorschul- und Lesealter. Die erste Grenze liegt also am Ende der ersten Schuljahrgangsstufe, wenn man auch ab und zu nach Noten singen möchte.
Die zweite Grenze ist etwa beim Übertritt in die Orientierungsstufe (Jahrgangsstufen fünf und sechs) zu ziehen. Dabei ist der Phantasie, z.B. über ein Tutorensystem der Älteren für die Jüngeren, keine Grenze gesetzt, um SängerInnen zu fördern.
Im Zeichen der Ökumene dürften auch konfessionelle Unterschiede keine Hürden darstellen.

Kontakt zur Schule

Der pfarrgemeindliche Kinder- und Jugendchor sollte auf gar keinen Fall als Konkurrenz für einen Schulchor angesehen werden. Die beiden Chöre könnten sich ergänzen (Stimmbildung, Instrumenteneinsatz, Abstimmung bei der Literaturauswahl, Gestaltung aufwendiger Projekte, …) Die/Der LeiterIn, die/der guten Kontakt zur Schule hält, wird auch wertvolle pädagogische Hilfen von den Fachleuten erfahren und umgekehrt.

Perspektiven

Die Zukunft für die jungen Sänger kann und sollte ein Jugend- oder Erwachsenenchor oder ein anderes Ensemble (z.B. Band, …) sein. Die Arbeit mit den Sängern muß den Grundstock für derartige Perspektiven legen, soll darüber informieren, daraufhin vorbereiten und motivieren. Das kann auch über ein familienverbindendes Element „Chor“ geschehen. Der Übergang von der einen in die andere musikalische Form muß organisatorisch möglich sein und koordiniert werden.

nach: Robert Göstl, Singen mit Kindern, Conbrio, 1996

Literatur:

Jeggle-Merz/Sauer/Schwenzer, Gottesdienst feiern mit Kindern – Werkbuch, Herder,1994
Bisch. Jugendamt Augsburg, Neue Geistliche Lieder – Arbeitshilfe, BJA Augsburg 1998
Gerhard Rosewich (hrg.), Wir singen vor Freude, Verlag Ernst Kaufmann
Rolf Schweizer, Seht das große Sonnenlicht, Bärenreiter
KJG Bundesleitung, Knackfrosch Bd 1 und 2, KJG Verlag
Erzb. Generalv. Köln, Kommt + Singt, Eigenverlag
Rolf Krenzer, Martin, guter Martin u.v.a., Lahn Verlag
Robert Göstl, Singen mit Kindern, ConBrio Regensburg 1996

weitere Bücher über Chorleitung und stimmbildnerische Arbeit mit Kindern:

Josef Kemper, Stimmpflege, Schott
Kurt Hofbauer, Praxis der chorischen Stimmbildung, Schott
Paul Nitsche, Die Pflege der Kinder- und Jugendstimme, Schott
VdM, Lehrplan Singgruppen und Chöre, Bosse
Kurt Thomas, Lehrbuch der Chorleitung, Breitkopf
Gerd-Peter Münden, Kinderchorleitung, Strube
Daniela Laufer, Das Musikerleben beim Kinde – Konsequenzen für die Kinderchorarbeit, Aufsätze in der Zeitschrift des Caecilienverbandes „musica sacra“ Jg. 1995
Pueri Cantores Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart (Hrsg.), Handreichungen zur Kinderchorleitung, Bad Waldsee-Reute 1995

… und Hilfen

Kollegiale Hilfe und Unterstützung v.a. im Bereich des Neuen Geistlichen Liedes (NGL) für Gruppen, Chöre, Bands und Multiplikatoren erteilt in Form von Workshops, Tagungen, Fachgesprächen erteilt Musica e Vita e.V.