Bilanz und Perspektive. Fritz Baltruweits neue CD.

23. Oktober 2013

Im Kirchenlied der vergangenen 5 Jahrzehnte gibt es Unverwüstliches („Danke“, „Laudato si“ usw.). Wenn nach dem einen Hit nur noch wenig Starkes aus der Werkstatt kommt, ist mancher Künstler von seinen Meriten bloßgestellt. Repertoireerfolg ist eben eine zweischneidige Sache. Fritz Baltruweit gehört nicht zu denen, die derlei zu fürchten hätten. Seine neue CD resümiert einerseits die vergangenen Jahrzehnte seines Schaffens, bietet aber zugleich vier neue Titel. Darunter „Soviel du brauchst“, eine biblisch mahnende Konsumkritik, ganz im Stile der Kirchentagsästhetik und „Gott, deine Werke sind groß“. Eine einfache und treffsichere Paraphrase zu Psalm 104. Insgesamt 6 Ersteinspielungen bietet die Neuveröffentlichung.

Baltruweit titelt das neue Album selbstbewusst nach einem jungen Oldie, den Zigtausende kennen und können: „Gott gab uns Atem“ (Text: Eckart Bücken). Der Künstler, im Hauptberuf kreativer Kopf in kirchlichem Dienst (u.a. im Hildesheimer Michaeliskloster), wechselt konsequent zwischen mehreren Textern. Hans Jürgen Netz und Eugen Eckert sind darunter. Das sorgt für stilistische und thematische Mischung und bewahrt vor kreativer Wiederholungstäterei. Baltruweit selber erweist sich nämlich nicht als zuverlässig starker Texter: „Gott ist allen nah…und ab zu wenn’s sich ergibt, schaut er vorbei“ (Track 23). Nach seinen Ausflügen ins Reich der Engel (2010) und der Raben (2011), die eher schwach ausfielen, widmet der Kirchen-Liedermacher sich nun konsequent seiner Kernkompetenz: der inspirierenden Gottesdienstgestaltung für Zeitgenossen. Das Spektrum reicht vom Segenslied bis zum Lobpreis („Gott, deine Werke sind groß“, Track 5). Sogar für Schulanfänger ist etwas dabei („Lieber Gott, ich danke dir“, Track 17). Lieder aus dem weltkirchlichen Kontext, aus Brasilien (u.a. „Le Lo“, „Track 18) und Skandinavien (u.a. „Gott, in deinen Händen“, Track 4) hat der rührige Niedersachse gleich mehrfach für den deutschsprachigen Raum erschlossen.
Für diese Neuerscheinung hat Baltruweit sich einer großzügigen Verstärkung bedient: Violine, Saxophon, diverse Flöten und sogar Harfe kommen zum Zuge. Insbesondere die Vorspiele profitieren davon, ehe Baltruweit jeweils mit seinem unverkennbaren Reinhard Mey ähnlichen Timbre loslegt.

Die 75 Minuten sind abwechslungsreich arrangiert und sorgfältig eingespielt, sodass man die Titel auch „einfach so“ gut anhören kann. Selbst die älteren Songs klingen frisch. Die Lieder aus jüngerer Zeit bekommen eine Chance mit- und angenommen zu werden. 23 Tracks umfasst der neue Silberling. Für Einsteiger und Liedersucher eine gute Wahl zu einem fairen Preis.

Zeitgleich hat Baltruweits Hausverlag (tvd) in Düsseldorf in ein neues Liederbuch investiert, das neben Tracks der neuen CD insgesamt 150 Liedernoten enthält („Ich sing dir mein Lied 2“). Stichwortverzeichnis, liturgische Sortierung und Bibelstellenregister steigern den Praxiswert für Schule und Gemeinde erheblich, ebenso die stabile Fadenheftung. Kurz: Auch die 14,50 € für das Liederbuch sind gut investiert.

tvd-Verlag Düsseldorf 2013
– CD 15,50 €
– Liederbuch 14,50 €