Magazinarchiv: 2003

Idee kreuzt Weg

Über die Entstehung eines Liederbuchs


Da ich noch ein ganz grüner MeV-Frosch bin, erlaubt mir, dass ich mich kurz vorstelle: Martin Müller, verheiratet, drei Kinder, 41 Jahre alt und schon fast so lange bin ich auch ein Liebhaber des NGL, auch wenn inzwischen manche Lieder, die zu dieser Genre Musik gezählt werden, gar nicht mehr so neu sind. Ich mag diese Lieder nicht nur, sondern ich spiele sie noch viel lieber mit vielen Menschen zusammen, was mir auch in meinem Beruf als Pastoralreferent schon oft Brücken gebaut hat zu den Menschen.

Warum schreibe ich diese Zeilen? Weil ich so verrückt war, ein Liederbuch zusammenzustellen und herauszugeben und weil das der Redaktion von MeV Grund genug war, mich zu fragen, ob ich die dabei gemachten Erfahrungen einem breiteren und vor allem interessierten Leserkreis vorstellen möchte. Ich will es gerne versuchen. Im Dekanat Acher-Renchtal zur Orientierung: das ist in der Nachbarschaft von Strassburg), wo ich als Pastoralreferent arbeite, haben mehrere Pfarrgemeinden überlegt, dass sie sich eine Sammlung von NGL für den Gottesdienst zulegen wollen. Ich habe angeregt, dass wir uns auf eine Ausgabe einigen, um so auch eine kleine Verbindung unter den Pfarrgemeinden des Dekanats herzustellen. Verantwortliche von Bands und Chören, Ehrenamtliche und Hauptamtliche setzten sich daraufhin zusammen, um zu überlegen, wie das konkret gehen könnte. Bücher, die auf dem Markt sind, fielen aus der Auswahl heraus, da oftmals darin die Lieder nicht abgedruckt waren, die für einzelne Gemeinden sehr wichtig sind. Also: selbst ein Buch erstellen. Und ich habe mich auf diese Aufgabe gefreut und mich gerne daran gemacht.

Folgende Bedingungen waren den Gemeinden dann im Vorfeld klar:

• Es kann kein übliches zusammenkopiertes Buch geben, die Urheberrechte müssen geklärt sein und die Lizenzgebühren sind zu entrichten.

• Dafür gibt es ein einheitliches, gut leserliches Layout.

• Die Pfarrgemeinden stellen die Liedtitel zusammen, die für sie unbedingt abgedruckt werden sollen, und liefern mir, sofern ich sie selbst nicht habe, die Vorlagen.

• Es müssen mindestens 5000 Exemplare im Voraus bestellt werden, damit ich sicher sein kann, finanziell nicht zuzahlen zu müssen.

Nachdem das alles geklärt war und Bestellungen für über 6000 Bücher vorlagen, konnte die Arbeit beginnen. Das Abschreiben und Setzen der Lieder mit Finale war reine Fleißarbeit, das Einholen der Abdruckgenehmigungen war sehr schwierig und ist bis heute noch nicht ganz beendet. Trotzdem behaupte ich, dass das eine der wichtigsten und zugleich interessantesten Arbeiten war. Verlage und einzelne Komponisten erlebte ich durchaus kooperativ und hilfreich. In der Regel gingen sie auch sehr kulant mit Fehlern um, die sich nun in der bevorstehenden zweiten Auflage deutlich reduziert haben, sofern ich nicht schon vor dem erstmaligen Erscheinen darauf aufmerksam gemacht wurde. Einige Autoren haben sich gemeldet, um mir ihre Lieder und Texte, deren Entstehung und Kontext zu erklären. Schon allein das hat die Mühe der Forschung gelohnt.

Die GEMA war in diesem Fall leider keine große Hilfe. Auf meine Nachfrage bekam ich die Antwort: Diese Lieder werden meist nicht von uns, sondern von einschlägigen Verlagen und Privatpersonen vertreten. Und schon reifte die nächste Wahnsinnsidee: Wer könnte ein Verzeichnis von NGL mit Autoren, Komponisten und Rechtevertretern erstellen? Oder gibt es das schon in diesem Umfang? Ich bin noch nicht darauf gestoßen.
Ansonsten: viel Fleißarbeit bei der Erstellung des Layouts, eine Festplatte, die sich kurz vor Weihnachten verabschiedet hat und damit verbunden viel Aufregung, Staunen vor so großen Papierbergen in der Druckerei und danach vor den Paletten mit den fertig gedruckten und gebundenen Exemplaren, viel Lob von den Pfarrgemeinden, eine Menge an entdeckten Fehlern trotz mehrmaligen Korrekturlesens, … und ein Wochenende, das mein Kollege des Dekanatsjugendbüros organisierte
und während dessen wir alle 420 Lieder des Buches gesungen haben.

Ich bin froh, dass diese Idee meinen Weg gekreuzt hat. Ich freue mich über die vielen Rückmeldungen, die verdeutlichen, dass „Kreuzungen‘ die Wege vieler Menschen berührt und kreuzt. Und natürlich freue ich mich über die große Nachfrage, die zur neuen Auflage im Winter führt. Diesmal auch mit einer spiralgebundenen Großdruckausgabe für Musiker.

Martin Müller
Maienstr. 18
77880 Sasbach

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Fon 07841/709219