Magazinarchiv: 1996

Werkstatt Gitarre

Seitenweise Saiten

Für den Einsteiger ist die Wahl der richtigen Saiten oft dem Zufall überlassen. Wie immer ist auch hier die Erfahrung der beste Ratgeber. Probiert verschiedenen Saiten aus, laßt euch beraten, und sucht, bis ihr die Saiten gefunden habt, die gut klingen und gut spielbar sind. Die Hauptunterschiede bzw. Spezifikationen der Saiten sind:
– Material
– Design
– Stärke (Durchmesser)
– Spannung (hängt fast immer von der Stärke ab!)

Es gibt Nylon- und Stahlsaiten. Jede Gitarre ist nur für ihre Saitenart geeignet!
Nylonsaiten auf einer E-Gitarre machen keinen Sinn, genausowenig wie Stahlsaiten auf einer klassischen Gitarre (die geht sogar dabei kaputt!!!). Also Nylonsaiten auf die klassische Gitarre, Stahlsaiten für Westerngitarre auf die Westerngitarre, Ovation o.ä. und Stahlsaiten für E-Gitarre auf die ‚Stromgitarre‘!
Bei Stahlsaiten formt das Material (Bronze, Nickel, Legierungen,… ACHTUNG ALLERGIKER!) natürlich auch den Ton, ist aber sucht so wichtig, wie die Saite. Dickere Saiten produzieren größeres Tonvolumen, erzeugen eine höhere Saitenspannung, erschweren aber das Spielen.
Die Zusammensetzung der Saiten ist im Prinzip beliebig. Es haben sich aber bestimmte Konstellationen bewährt, die auch von den Firmen angeboten werden. Ein Satz wird nach der Stärke der hohen E-Saite benannt. Ein ‚Zehnersatz‘ besteht also nicht aus zehn Saiten, sondern natürlich aus sechs, wobei die ’10’den Durchmesser der hohen E-Saite bestimmt.
Hier wird nicht das metrische Maß benutzte sondern die amerikaninschen Inches und entsprechende Untereinheiten (beim Zehnersatz ist die hohe E-Saite 0,254 mm dick – ihr könnt nachmessen!).
Nylonsaiten bestehen, wie der Name schon sagt, aus Nylon, wobei die drei Melodiesaiten aus einer einadrigen Nylonfaser hergestellt werden und die drei Baßsaiten aus einem mehradrigem Nylonkern, der mit Metall umwickeit ist.
Nylonsaiten-Sätze sind in unterschiedlichen Spannungen erhältlich. Diese sind weich, mittel, hoch und extrahoch. Jeder muß also seinen persönlichen Saitensatz herausfinden, ohne seinen Fingern oder seiner Gitarre zuviel zuzumuten!

Hier noch die letzten Saiten-InstallationsTips, bevor wir dann in der nächsten Ausgabe endlich zum Saitenstimmen kommen:

  • Spanne nie Stahlsaiten oder Saiten mit Stahlkern auf eine Gitarre, die für Darm- oder Nylonsaiten konstruiert ist! Die Gitarre kann dadurch zerstört werden!
  • Alte Saiten sorgsam entfernen! Die scharfen Saitenenden können die obersten Lackschichten der Gitarre (das sog. ‚finish‘) zerkratzen.
  • Wickle nie zuviel Saitenlänge um die Achsen! Die Gitarre hält dann ihre Stimmung nicht!
  • Es ist nicht nötig, die Saite öfter als einmal durch das Achsenloch zu stecken! Die Saite hält auch, wenn ihr sie einmal durchfädelt und [richtig aufzieht. Außerdem macht ihr euch nur unnötige Arbeit, wenn ihr die Saiten wieder wechseln wollt.
  • Beim Auspacken und beim Spannen der Saiten darauf achten, daß die Saiten nicht zu stark gebogen, oder gar geknickt werden! Eine geknickte Saite gleich wegwerfen, da sie sowieso gleich reißen wird.
  • Eine Saite, die plötzlich reißt, kann durch ihre scharfen Bruchstellen Verletzungen herbeiführen. Das kann ins Auge gehn!!! Also beim Saitenspannen darauf achten, daß die Augen aus dem Gefahrenbereich sind.

Also viel Spaß beim Saiten-Antesten, bis zum nächsten Mal!

Links zu fortführenden MeV-Artikeln zum Thema: ‚Werkstatt Gitarre‘

Ausgabe 3/96:
Das Besaiten von Solid-Body-Gitarren mit Tremolo-System

Ausgabe 4/96:
Seitenweise Saiten

Ausgabe 1/97:
Saiten stimmen

Ausgabe 2/97:
Notenspiel

Ausgabe 1/98:
Harmonielehre

Ausgabe 2/98:
Harmonielehre II