Magazinarchiv: 2002

… das andere Passionssingen in Straubing 2002

Endlich ist auch in Straubing ein „anderes‘ Singen beheimatet. Nachdem ein
Adventssingen vor Jahren aus dem Ruder geriet, haben es die Verantwortlichen dieses Mal geschafft, Themen in Text und Musik rüberzubringen. Wer am Rande die Vorbereitungen mitbekommen hat, weiß, dass alle sich ziemlich reingehängt haben. Die Katholische Jugendstelle um Bettina Miethaner, die Aktiven um Evi Grill und die Verantwortlichen der Gruppen „Firmare‘, „Tau‘, „Siyahamba‘, „Effata‘ und der anderen Beteiligten.

Wer nun am 3. März an St. Elisabeth vorbeikam, der dachte, dass dieses Wahllokal wohl einen enormen Zuspruch findet. Aber – seit den Mittagsstunden war dort weder das Ankreuzen von Wahlscheinen noch die Auszählung der Briefwahlbezirke Grund des Ansturms, sondern die Unverbesserlichen aus Straubing und Umgebung: Boxen schleppend, Ständer tragend, Koffer hievend, Kabel legend und Sound checkend. 144 SängerInnen und MusikerInnen von acht verschiedenen Gruppen im Altarraum boten ein imposantes Bild und eine tolle Demonstration von Engagement für dieses Meditationskonzert.

Doch fangen wir von vorne an…

Gänsehaut bei der musikalischen Frage von TAU zu Beginn:
Wo beginnt der Weg? Die etwa 15 StraubingerInnen überzeugten gesanglich, sowie in Sound und Arrangement. Man spürte die lange Erfahrung als Gruppe im Bereich des Neuen Geistlichen Liedes (NGL).
Bei IMPEESA meinte man eine Vorliebe zur Rockmusik von Maffay und Guns ’n‘ Roses zu erahnen. Die Straßkirchner bewiesen aber durch die Liedauswahl, dass sie nahe an den Themen des Passionssingens dran waren.
Jugendlich wurde es dann bei FIRMARE aus Hunderdorf. Abwechslungsreich wechselten sich der junge Chor mit tollen Solostimmen ab. Es ging sogar soweit, dass Choreographie ins Spiel kam, als die Gregor-Linßen-Fans 1000 Jahre wie einen Tag erscheinen ließen.
Und dann kam plötzlich ein neuer Eindruck vom „Weg nach Golgotha‘ von der Empore: EFFATA aus Ittling, ein frischer Familienchor mit gut dosiertem Instrumenteneinsatz.

Zuhörer im Nachdenken

Dann die Frage, warum Applaudiert niemand? Der Moderator Adrian Latacz hatte es nicht verboten. Aber die Zuhörer waren im Nachdenken. Deshalb die Stille!? Der thematischen Struktur lag ein Kanon von Johannes Klehr zugrunde:
„Gemeinsam den Aufbruch wagen, miteinander Sehnsucht spürn. Die gute Nachricht weitertragen und das Ziel nicht aus dem Blick verliern.‘ Vielleicht war das der Grund.
Die sieben Musikerinnen der Band von Christ-König (FEUER UND FLAMME) hatten darunter zu leiden, dass die Instrumente zu laut und breiig waren, um Texte zu verstehen. Aber NGE wirken auch, wenn man nur die Stimmung versteht.
Wer afrikanische Gäste bei SIYAHAMBA erwartet hatte, wurde enttäuscht. Dafür gab es einfühlsame Songs mit teilweise interessanten Instrumental-Interludien. Die Gruppe hatte ein Heimspiel und war eines von mehreren Beispielen, dass Musiker und Sänger in Straubing nicht nur bei einer Gruppe aktiv sind.
Von oben kamen wieder chorische Töne: REGENBOGEN aus Bogen. Der 20-köpfige Erwachsenenchor überzeugte chorisch und schaffte knisternde Stimmung im Kirchenschiff bevor UNTERWEGS aus Geißelhöring den zweiten Teil beendeten. Mit Hackbrett, Gitarre, Flöte und Gesang hatte die Gruppe ihren völlig eigenen Sound gefunden.

Guter Querschnitt

Die Vielzahl der Gruppen erlaubte leider nur jeweils zwei Stücke. Eigentlich schade für den großen Aufwand. Aber das Konzert bot einen guten Querschnitt durch die Straubinger NGL-Szene. Der Moderator schaffte es mit seinen Texten, die Besucher durch das Thema zu führen und doch genügend Freiraum für eigene Gedanken zur Passion Jesu Christi zu lassen; Es war ein vielversprechender Anfang mit etwa 350 Besuchern, bei dem am Ende 610 Euro für die Straßenkinderarbeit von Adrian Latacz in Polen übrig blieben.

„Und was können wir noch besser machen?‘ war die Frage –
Naja, da wäre der Schellenkranz auf l und 3, wie immer. Und die „Notenständerverliebheit‘ der meisten. Schade, denn Verkündigung geschieht zum Großteil auch über den Körper, die Mimik, die Augen.


Erscheinungs-Informationen

Autor: Jürgen Zach
Magazin-Ausgabe: gesucht! auf Seite 4

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