Magazinarchiv: 2000

Der Sinn von PR

Stell Dir vor, Deine Band gestaltet einen Gottesdienst und keiner kommt. Oder es kommen nur Leute, die NGL nicht ausstehen können. Zugegeben, das ist nicht der Normalfall. Trotzdem möchte ich eine Lanze brechen für Öffentlichkeitsarbeit im Bereich des NGL. Genauer: Für mehr Öffentlichkeitsarbeit in unserem Bereich.
An vielen Orten hat sich die moderne Kirchenmusik inzwischen etabliert, das ist unbestritten. Doch ich glaube, dass die Arbeit, der Spaß/das Bemühen um zeitgemäße Gestaltung von Gottesdiensten, das, was Ihr in Euren Bands und Chören leistet noch lange nicht überall entsprechend gewürdigt wird. Ein Schritt dahin ist intensive Öffentlichkeitsarbeit.
Denn: Nur wer bekannt ist, wird auch akzeptiert!

Was ist eigentlich Öffentlichkeitsarbeit..

… oder Public Relations (kurz: PR), wie der englische Fachbegriff lautet? Öffentlichkeitsarbeit ist jede Aktion, die dazu führt, dass eine Idee, eine Organisation, eine Firma oder ein Produkt wahrgenommen wird. PR kann die Bekanntheit steigern, ein bestimmtes Image pflegen, wirbt um Vertrauen, hilft Vorurteile abzubauen.
Den ersten großen PR-Schritt haben wir alle schon hinter uns:
Wir machen in der Kirche, also öffentlich, Musik. Darin steckt für mich eine ganz wichtige Erkenntnis: Gute PR setzt eine gutes Produkt voraus, also Musik, die Leute anspricht. Erst der zweite Schritt ist, dieses gute Produkt weiter unters Volk zu bringen.

Wie funktioniert Öffentlichkeitsarbeit?
Es gibt verschiedene „Öffentlichkeiten‘. Die erste fängt ganz nah vor unsere Haustür an. Es ist die Pfarrei, in der wir unsere Musik machen. Diese Pfarrei können wir weiter untergliedern. Pfarrjugend – hier müssen wir das NGL wahrscheinlich nicht mehr groß bekannt machen. Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung – wissen all die gewählten Vertreter der Gemeinde, dass es eine Kirchenband gibt? Die Gottesdienstgemeinde, also die Menschen, die regelmäßig in die Kirche gehen – Kommen die Leute speziell zu den Gottesdiensten, die mit NGL gestaltet werden? Je nach Situation vor Ort werdet Ihr sicherlich noch weitere solcher Teilöffentlichkeiten finden.

Und dann gibt’s da natürlich auch die „breite‘ Öffentlichkeit, also alle, die in einem Ort wohnen. Und alle diese Öffentlichkeiten erreicht man auf ganz speziellem Wege. Die breite Öffentlichkeit über die Zeitung, lokales Radio oder Fernsehen. Die Pfarrjugend vielleicht über Mund zu Mund Propaganda oder Plakate im Jugendheim. Den Pfarrgemeinderat über eine spezielle Einladung zu einem von Euch gestalteten Gottesdienst oder persönliche Gespräche mit den Leuten. Die Gottesdienstgemeinde über die Verkündigung am Ende der Messe und den Pfarrbrief und so weiter. Die Kommunikationswege sind ausgesprochen vielfältig.
Doch daraus folgt: jedes Gespräch über eure Musik, jedes Plakat, jeder Handzettel, jede Erwähnung im Pfarrbrief, jeder Artikel in der lokalen Zeitung und – natürlich – jeder Eurer Auftritte ist ein Stück Öffentlichkeitsarbeit.

Spezialfall Pressearbeit

Die Pressearbeit ist also nur ein Teil der Öffentlichkeitsarbeit und manchmal nicht der wichtigste. Trotzdem hier ein paar Tipps.
Liefert der Presse Themen! Nicht nur, dass Ihr zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Gottesdienst gestaltet oder ein Konzert macht, sondern auch Interessantes aus der Probenarbeit, über speziell neue Songs, über besondere Fortbildungen mit guten Leuten,… Sucht dabei das Besondere, Außergewöhnliche. Beispiele: Der erste Auftritt mit dem neuen Gitarristen, die neue bessere Anlage, kleine Jubiläen, wie fünf Jahre Weihnachtskonzert (oder fünf Jahre „Das andere Adventssingen‘)
Formuliert fertige Pressetexte! Journalisten haben viel zu tun und sind dankbar für fertig formulierte Texte, die sie nur noch ein wenig überarbeiten müssen. Das gilt bei Vorankündigungen von Veranstaltungen genauso, wie bei Nachberichten. Auch wenn ein Mitarbeiter der Zeitung vorbeikommt ist er dankbar für vorformulierte Textteile. Wenn Namen genannt werden, stimmt so (meistens) auch die Schreibweise.
Liefert Fotos mit! Vielleicht ist ja gerade Platz auf der Seite und Eure Veranstaltungsankündigung erscheint mit Foto. Wenn niemand von der Zeitung kommt und Ihr selber einen Nachbericht abliefert, legt auf alle Fälle Fotos bei. Sucht Euch vor Ort Euren Ansprechpartner! Findet heraus, welcher Redakteur für Euren Ort zuständig ist und wendet Euch künftig immer an denselben.
Das war jetzt ein sehr kurzer Überblick über die Öffentlichkeitsarbeit. Viel ließe sich noch schreiben. Doch vielleicht habt Ihr ein wenig Mut bekommen, selber das eine oder andere zu versuchen. Ich glaube, es lohnt sich.

Auf überregionaler Ebene arbeitet Musica e Vita am Image des NGL. In Eurer Pfarrgemeinde in Eurem Ort oder Stadtteil seid aber allein Ihr es, die Werbung fürs NGL macht!

Der Autor Christian Omonsky ist gelernter Radiojournalist. Er betreibt seit Oktober in Regensburg eine eigene Public Relations Agentur. Vorher hat er zwei Jahre als Radioredakteur für die Diözese Regensburg gearbeitet und verschiedene PR-Seminare geleitet. Er betreut derzeit auch die MeV-Pressestelle.