Magazinarchiv: 1998

Die Geschichte einer CD

Wie versprochen gibt’s in dieser Ausgabe des MeV-Magazins einen Bericht über unsere CD und die Aufnahmen dazu.

Wie kam es überhaupt dazu?

Die Idee, eine eigene CD aufzunehmen, entstammte unserer letztjährigen Weihnachtsfeier. Ob’s der Glühwein oder sonstige berauschende Getränke verursacht haben, sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall kam irgend jemandem im Hinblick auf unser 10jähriges Jubiläum, das 1998 anstand, urplötzlich der Gedanke einer eigenen CD. Nach anfänglicher Skepsis – ‚das schaffen wir doch nie‘ oder ‚wieviel kostet das überhaupt‘ und ‚wer soll das bezahlen‘ – war der Großteil der ‚Charismatiker‘ aber begeistert von so einem Vorhaben. Bis zur Verwirklichung war es aber noch ein sehr langer und zeitweise auch ziemlich stressiger Weg.

Vorarbeit

Zuerst ging es darum, Informationen einzuholen, um die Fragen des Wie, Wo und Wann zu klären. Dabei kam uns die Mitgliedschaft bei MeV zugute. Die ersten Kontakte zu unserem Tonstudio knüpften wir nämlich auf ein Inserat hin, das wir im MeV-Magazin gefunden hatten. Nach dem anschließenden ersten Besuch im Tonstudio Stüber und Mayer in Ammerthal waren wir ziemlich beeindruckt von der ungeheuren Technik und den Erklärungen unserer beiden Tonmeister Otmar und Christian. In dem kleinen, schnuckeligen Studio herrschte eine fröhliche und freundliche Atmosphäre, was uns als sehr wichtig erschien. Nicht zuletzt waren uns die beiden Besitzer des Studios von Anfang an sympathisch. Nach einem weiteren Treffen vereinbarten wir gleich den Zeitraum für die Aufnahmen (Juni) sowie den Umfang (Anzahl der Lieder) unseres Projekts und sprachen vorab auch schon mal über die Kosten, wahrscheinlich eine der wichtigsten Fragen.
Zwischenzeitlich gingen die Überlegungen los, welche Lieder wir aufnehmen sollten. Bis wir uns schließlich auf 14 Titel einigen konnten, bedurfte es zahlreicher Diskussionen. Einige der ausgesuchten Stücke gehörten bereits unserem Repertoire an, doch der Großteil mußte ganz neu einstudiert werden. Deswegen wurde es langsam Zeit (Anfang März), mit den Probenarbeiten zu beginnen.

Üben, Üben, Üben

Das Proben gestaltete sich als äußerst schwierig, da unsere Band aus 12 jungen Leuten besteht, von denen die meisten studieren oder auswärts arbeiten und deshalb nur am Wochenende zu Hause sind. Und weil man 12 sowieso nicht unter einen Hut bekommen kann, teilten wir die Proben meist in Instrumental- und Gesangsproben auf. Daß an einem Wochenenden 3 Proben stattfanden, war keine Seltenheit. Wenn’s nur bei den unzähligen Stunden des Übens geblieben wäre. Ganz nebenbei spielten wir nämlich im Mai und Juni fast jeden Samstag eine Hochzeit, die wir schon ausgemacht hatten, bevor wir überhaupt an die Aufnahme unserer CD gedacht hatten.

Die Finanzierung steht …

In dieser Zeit begaben wir uns auch auf die Suche nach finanzieller Unterstützung. Dabei stießen wir bei einigen Fensterbacher Firmen auf offene Ohren, so daß wir zumindest einen kleinen Teil der Kosten auf diese Weise abdecken konnten.

… und es geht los

Je näher der erste Tag im Studio rückte, desto mehr merkten wir, wieviel wir eigentlich noch hätten üben können und müssen. Sicherlich hätten wir auch früher mit den Vorbereitungen beginnen müssen. Aber alles half nichts mehr, denn am 10. Juni schlug die Stunde der Wahrheit. Michael, unser Gitarrist, und Matthias (äh ich – Flöte) wir waren die ersten, die ran mußten. Zu Beginn galt es eine sog. Pilotspur aufzunehmen, anhand der alle weiteren Instrumente und Stimmen spielen und singen mußten. Ganz einfach war das nicht, denn wir mußten uns genau an ein über Kopfhörer vorgegebenes Tempo halten und uns aber gleichzeitig auch auf das Spielen der Lieder konzentrieren. In der Zwischenzeit konnte unser Schlagzeuger Manuel seine Schießbude im zweiten Aufnahmeraum aufbauen, so daß er gleich am nächsten Aufnahmetag richtig loslegen durfte. Zwischen Mane und unserem Mischer Christian, seines Zeichens ebenfalls Schlagzeuger, entwickelte sich eine tiefe Freundschaft, die sogar soweit ging, daß Christian dem Mane sein supertolles Schlagzeug zu einem Spottpreis verkaufte (jetzt hat er wenigstens ein gescheites). Das Schlagzeug und den darauffolgenden Baß (Matthias – nicht ich) aufzunehmen, war weiters kein Problem, denn die beiden waren ziemlich fit und spielten ihren Part jeweils meist beim ersten Mal CD-reif ein. Bisher hatten wir erst 3-4 Abende im Studio gebraucht und lagen gut in der Zeit. Richtig ging’s aber jetzt erst los.
Michl, der Gitarrist schlechthin, rockte was das Zeug hielt und seine Gitarre hergab. Was er alles aus seiner E-Gitarre zauberte war schon phänomenal. Dafür sprengte er aber total unseren Zeitrahmen, den wir vorher abgesteckt hatten, denn fast die Hälfte der gesamten Aufnahmezeit benötigte er alleine. Man muß aber auch sagen, daß er musikalisch mit Abstand am meisten beizutragen hatte und z.B. bei einem Stück sage und schreibe 6 verschiedene Gitarrenstimmen spielte, die später beim Mischen übereinander gelegt wurden.

Eins nach dem andern

Nachdem die Gitarre eingespielt war, nahmen die einzelnen Songs schon konkrete Formen an, so daß nun der Gesang ans Werk gehen konnte: zuerst der Sopran (Sandra, Steffi, Evi), dann der Baß (Gerald, Wolfgang) und der Alt (Barbara, Andrea, Sabine) und schließlich der Tenor (2mal Matthias). Wir, die Sängerinnen und Sänger, hatten es uns sicherlich einfacher vorgestellt. Die größte Schwierigkeit war, daß wir das bisher von den Instrumenten Aufgenommene über Kopfhörer eingespielt bekamen und unsere eigenen Stimmen ebenfalls nur über den Kopfhörer hörten. Des weiteren mußten die einzelnen Stimmen untereinander total exakt singen – was aber nicht immer so ganz gelungen ist -, da man wirklich jede kleinste Unsauberkeit hört. Man merkte deutlich, daß uns die nötige Studioerfahrung fehlte. Und als wir uns langsam eingewöhnt hatten, waren leider schon alle Gesangsstimmen aufgenommen. Mehr Stunden, als wir sowieso schon gebraucht haben, hätten wir uns gar nicht mehr leisten können, denn jede Stunde kostete eine Menge Geld, und für die einzelnen Mitglieder unserer Gruppe war es auch eine ziemlich große zeitliche Belastung. Die restlichen fehlenden Stimmen, wie Solos, Flöte, Klavier oder Percussion, nahmen wir zwischendurch noch auf.

Die ‚Chemie‘ muß stimmen

Trotz des zeitweiligen Stresses der Studioarbeit fanden sich immer wieder Pausen, in denen wir eine Riesengaudi hatten und in denen auch das, was man sich so von einem richtigen Studiomusiker vorstellt, nicht zu kurz kam. So wurden einige Schachteln Zigarillos und Flaschen Bier verbraucht, und natürlich durfte die tägliche Pizza und der obligatorische Besuch bei einem gewissen Fast-Food Restaurant nicht fehlen.
Aber der interessanteste Teil der Studioarbeit, so finde ich, stand noch an. Die einzelnen Instrumental- und Gesangsstimmen, bei einigen Liedern so an die 20, mußten aufeinander abgestimmt werden. Dabei war die Ohren unserer Tonmeister Otmar und Christian gefragt, die es meisterhaft verstanden, die richtige Mischung zu finden. Nach ca. 60 Stunden, die wir im Studio verbracht hatten, war es schließlich am 6. Juli soweit. Unsere CD war fertig und wir hielten überglücklich ein Exemplar, das mit dem CD-Brenner gebrannt worden war, in der Hand.

Das Booklet

Während der letzten Studiotage und auch in der Zeit danach liefen die Vorbereitungen für das Optische an unserer CD auf Hochtouren. Ein Logo für unsere Band mußte gestaltet werden, eine Zeichnung für das CD-Cover mußte angefertigt werden und die schönsten Fotos, die wir im Studio gemacht hatten, mußten ausgesucht werden, denn die CD sollte ja auch ein ansprechendes Äußeres erhalten.
Die daraus entstandenen Druckvorlagen für das CD-Booklet, die wir von einem Grafiker anfertigen ließen, schickten wir anschließend zusammen mit der Muster-CD an eine Firma, die uns die gewünschten 500 Exemplare preßte. Als nach etwa 2 Wochen ein großes Paket mit unseren CDs ankam, war die Freude und auch die Spannung riesengroß. Nach dem ersten Anhören – die meisten der Mitglieder hatten die endgültige Fassung noch nicht gehört – waren alle sichtlich stolz auf die erbrachte Leistung.

Toll und einzigartig

Für uns alle waren die Aufnahmen ein tolles, vielleicht einmaliges und einzigartiges Erlebnis. Noch dazu haben wir eine Menge dazugelernt, und nicht zu vergessen, die intensive Probenarbeit und die vielen gemeinsamen Stunden im Studio haben unsere Gruppe richtig zusammengeschweißt. Die einhellige Meinung war: ‚Der Aufwand und die Anstrengungen haben sich gelohnt!‘

Die 14 Titel unserer CD:

NGLs: In der Mitte der Nacht; Komm näher, Friede; Sind wir nicht alle Kinder des einen Vaters?, Meine Zeit steht in deinen Händen, Es gibt noch Hoffnung, Der Herr fordert, In der Nacht, Da berühren sich Himmel und Erde, Licht auf dem Weg
Rock-covers: Elegia; One of us
Instrumentalstücke: The Foggy Dew; Adagio; Meditationes

Wer jetzt Lust auf unsere CD bekommen hat oder wer noch Fragen irgendwelcher Art im Bezug auf Studio oder das Drumherum hat kann sich gerne an uns wenden.

Matthias Heimler
Waldstr. 12
92269 Fensterbach
09438 / 4134
http://charisma.home.pages.de