Magazinarchiv: 1995

Musica E Vita: Der Verein – Die Ziele

Gründungsversammlung am 15. Oktober 94

Regensburg.
Eigentlich sollte es ja das „Musica e Vita“-Totalwochenende werden. Aber dann haben sich zu wenig Leute angemeldet und es wurde auf einen Tag, auf den Samstag, 15. Oktober, verkürzt.
Da die Workshops ausfallen mußten, trafen sich nur die, die an einer inhaltlichen Arbeit um das Neue Geistliche Lied interessiert waren. Die neun Versammelten kamen sehr schnell zu dem Entschluß, das NGL braucht eine Lobby. Vorbilder aus Italien, Österreich und nicht zuletzt im Norden unseres Landes haben gezeigt, wie wichtig eine Szene ist. So war es ein kleiner Schritt hin zur Vereinsgründung.
Klar war allen, daß „Musica e Vita“ (MeV), der Name des Vereins, in erster Linie für die aktiven Gruppendasein muß. Diese Gruppen haben von offizieller Seite, also von Musikreferaten und ähnlichen Einrichtungen der Amtskirchen ebensowenig Unterstützung wie es sinnvolle Ausbildungsangebote der Musikfortbildungsstätten gibt. Was nützt es einem Kinderchorleiter als Beispiel, der sowieso die Leitung in seiner knappen -Freizeit durchfuhrt, wenn eine Ausbildung zum Chorleiter über ein Jahr jeden Samstag stattfindet, sein Anliegen aber nur ist, wo findet man entsprechendes Notenmaterial und welche Besonderheiten habe ich beim Umgang mit Kinderstimmen zu beachten.
Natürlich sei eine Ausbildung an einer Musikfachschule eine richtige Voraussetzung für die Leitung eines Chores, einer Gruppe oder eines Ensembles. Aber wieviele Gruppen würde es dann noch geben?
Das vorhandene Angebot geht weitgehend an den Bedürfnissen vorbei. So müsse sich endlich eine Lobby finden, die entsprechende Anregungen mit dem nötigen Einsatz weitergeben kann, die aber auch selbst entsprechende Angebote machen kann.
„Musica e Vita“ will hier die vorhandenen Defizite beseitigen. Fortbildung, thematisch und zeitlich auf die Bedürfnisse der Leute ‚vor Ort‘ zugeschnitten, das ist das Anliegen. Daß dabei die nötige Kompetenz der Ausbildung vorhanden sein muß, versteht sich von selbst. In Zusammenarbeit mit entsprechenden Fachleuten kann MeV eine gezielte Fortbildung anbieten.
Als zweiten wichtigen Punkt sahen es die Versammelten an, daß der Stellenwert des NGL verbesserungswürdig ist. So fristet das NGL in unseren Kirchen wie in der Öffentlichkeit ein Schattendasein. Daß hier die Ursache nicht bei der Zielgruppe zu suchen ist, ist klar. Die Personen, die durch NGL angesprochen werden sollen, werden auch angesprochen. Oft erlebt man, daß die Leute richtig auf diese Art der Glaubensdarstellung gewartet haben. Moderne Sprache, moderne Musik und „Probleme“, die mit Heute und unserem Leben zu tun haben, das wird vermißt in unseren Kirchen.
Die Frage nach der Schuld für das Schattendasein muß man da eher an die „Offiziellen“ richten. Hier geschieht etwas, zweifelsohne, aber es geschieht zu langsam, oft folgt einem Schritt in die richtige Richtung einer in die entgegengesetzte.
MeV will hier treibende Kraft sein, will den Boden für eine fördernde Diskussion bereiten und will durch gezielte Arbeit das Bewußtsein bilden: das Neue Geistliche Lied ist eine wichtige Form der modernen Seelsorge, es spricht die Sprache, die die Kirche heute sprechen muß und es zeugt von einem gelebten und lebendigen Glauben, der in der Welt zuhause ist.
MeV hat sich viel vorgenommen, es sind ja auch eine große Aufgabe und ein lohnendes Ziel. Es bleibt zu hoffen, daß viele Leute diese Aufgabe zu der ihren machen und die Arbeit von MeV entsprechend unterstützen.
Jürgen Zach, viele Jahre für MeV tätig, wurde in der Gründungsversammlung zum Vorsitzenden des Vereins gewählt.