Liedertankstelle-Online – das haben wir gelernt

24. Juni 2020

Ja, wir haben ein bisschen viel Technik hingestellt und wir haben uns viel Zeit genommen. Die Band war perfekt vorbereitet und da sollte die Technik nicht hinten anstehen.
Auch wollten wir bei dieser Liedertankstelle eigene, wertvolle Erfahrungen sammeln. Mit diesem Erfahrungsbericht geben wir euch einen kleinen Einblick und zeigen vor allem die Stellen, an denen wir viel gelernt haben.

Der Bericht zur Liedertankstelle selbst findest du hier.

Planung

Nach einer Idee im April aus unserer ersten Online-Vorstandssitzung hat sich ein Team von am Ende sieben Personen zusammengefunden.
Die Aufgabenaufteilung war schnell klar und wir hatten drei Personen für Ton und Video im Technikteam sowie die vier Hauptpersonen als Band vor der Kamera.

Die Liederhefte, unser übliches Begleitmaterial für die Vorort-Termine, wurden zeitnah an unsere Mitglieder verschickt. Auf der Website gab es dann noch ein kleines Bestellformular, über das 80 Personen weitere Hefte kostenlos bestellt hatten.

Diese Vorlaufzeit war grob sechs Wochen.

Location – das „Studio“

In unserer Planung war das anfangs eher das größere Problem. Die Location musste folgende Kriterien erfüllen:

  • gutes Internet (mind. 10mbit/s Upstream)
  • Raum mit trockenem Sound
  • Größe des Raums, um die Abstände einhalten zu können
  • möglichst ebenerdig und kurze Wege vom Auto

Das Kloster Ensdorf hat hier perfekt gepasst, auch wenn wir davon fast schon etwas überrascht waren – nicht wg. der Räume, sondern dass das Internet dort gut genug war!
Ein Softkriterium war noch die Verpflegung und auch das hat im Kloster wunderbar gepasst.

 

Streaminganbieter

Zuerst hatten wir Vimeo im Auge. Da der Verein noch einen „alten“ YouTube-Account hatte, bei dem nur noch das Livestreaming freigeschaltet werden musste, war das am Ende die pragmatische Lösung.
Zusätzlich haben wir noch eine Lizenz bei der Gema aus dem Tarif „VR-OD 10“ erworben. Allerdings ist dort eine Meldung der Setliste „nicht erforderlich“ – was uns vorher nicht bewusst war und natürlich schade ist, denn statistisch spielt dann unser Stream für die Künstlerinnen und Künstler keine besondere Rolle.

Die Statistik bei YouTube sollte man noch erwähnen:
Während der Übertragung sieht man im Dashboard einen Kurvenverlauf über die „gleichzeitigen Zuschauer“.

Da geht es gut rauf und runter. Es hat wohl mit Verbindungsabbrüchen und Pausierungen zu tun. Wie genau aber ein 50% Einbruch nach 40 Minuten zustande kommt ist uns ein kleines Rätsel.
Kleiner Tipp: Man kann das Livevideo nachträglich beschneiden ohne es neu hochladen zu müssen. Allerdings verliert man dann den Livechat.

Setliste

Der genaue Ablauf wurde vorher festgelegt. Wir hatten vor Ort dann noch Zeit Feinheiten wie zum Intro, zur Pause und zum Ende auszuprobieren bzw. für den letzten Feinschliff.

Licht

Drei Theaterstrahler von vorn und 8 LED-Lampen für eine Hintergrundbeleuchtung.
Das Licht war generell etwas zu „scharf“, aber wir hatten in der Tat Sorge, dass es zu dunkel wird und damit die Bildqualität drastisch in Mitleidenschaft gezogen werden könnte.

Ton

Zum Einsatz kam eine Stagebox XR18 von Behringer, Bedienung über X-Touch und PC.
Effekte:

  • Dual Ultimo Compressor für die Stimmen
  • Vintage Reverb für Stimmen und Instrumente
  • Stereo Combinator auf die Summe

Abnahme:

  • Drums: BD, Sn + OVH (l+r)
  • Gitarre: Pickup
  • Bass: Pickup
  • E-Piano: Stereo-Klinke
  • 2x Gesangsmikro
  • 1x Moderationsmikro

Ausgabe eigener Monitormixes über die HK Elements-Anlage vom Kloster. Übergabe des Mixes an den ATEM Switcher (siehe Video).

Interessanterweise gab der ATEM-Switcher erstmal einen leicht anderen Pegel an, als er vom Behringer übergeben wurde. Wir haben das dann während der Ablaufprobe überprüft, indem wir einen ungelisteten YouTube-Stream dafür genutzt hatten. Die gut 20 Sekunden Verzögerung waren dabei etwas nervig, aber kein größeres Problem.
Wichtig dabei ist ja, dass man generell kein übersteuertes Signal nach Draußen hat.
Beim Anhören der Live Aufnahme war das Schlagzeug leiser als gewollt. Verursacht höchstwahrscheinlich durch eine Überlagerung des gemischten Sounds über die Ohrenstöpsel und des Monitorsounds im Raum, da das Mischplatz direkt an die Band angrenzte (Monitorsound von hinten). Da würde vermutlich eine Schallabschirmung durch einen Kapselgehörschutz über die Ohrenstöpsel Abhilfe schaffen – oder eine eigene Akustik-Kabine.

Während des Live-Acts war die Stimme bei den Moderationen nicht zu leise gewesen, aber in der Aufnahme hätten ein paar dB mehr nicht geschadet. Das nächste Mal vielleicht einen Rundfunkkompressor nachschalten, dann klingt alles gleich laut.

Video

Material:

  • Blackmagic Design ATEM Television Studio HD Production Switcher
  • VidiU für Encoding (das ist noch das Vorgängermodell der VidiU Pro)
  • 2 Sony-Kameras (SDI)
  • bis zu 3 GoPro Kameras (HDMI)
  • Laptops, Server (in den Mate-Kisten!), etc.

Der ATEM lässt sich mit einer Software fernsteuern und man kann entsprechend Makros vorab einrichten. Wir haben auch die Bauchbinden als TGA-Files vorher in den Switcher geladen und sie dann per Makros aktiviert.
Die Noteneinblendungen wurden vorab als PowerPoint-Präsentationen vorbereitet und als eigenes HDMI-Signal eingespielt. Die Arbeitsaufteilung bestand dann in Bauchbinden und Noten auf der einen Seite sowie Kamera-Schnitten auf der anderen Seite.

Der ATEM-Switcher hat leider einen Nachteil: Alle Signale müssen identisch sein. Nach diversen Tests war 1080p50 das Format mit dem wir am besten durchgekommen sind. Leider gab es bei den GoPros einige Ausfälle auch schon während der Aufstellprobe. Am Ende sind im Livestream nur wenige GoPro-Einstellungen gelandet und das meiste kam von den beiden professionellen Sony-Kameras.

Das VidiU ist ein Hardware-Encoder mit nur wenigen Einstellmöglichkeiten. Dafür aber super zuverlässig. Aus dem Mischer nimmt es das HDMI-Signal und konvertiert es entsprechend für YouTube.

Die Winkekatze war anfangs hilfreich um zu sehen ob das Video auch läuft – am Schluss durfte sie sogar im Livestream dabei sein!

Wir hatten noch einen Server dabei, um ein eigenes Netzwerk für die Laptops, den ATEM und die VidiU nutzen zu können. Auch hätten wir mit einem LTE-Modem eine Notfalllösung gehabt und das HDMI-Signal wurde mit einem OBS auch gleich mitgeschnitten (dort ist übrigens der Ton bei der Moderation des Sängers sehr deutlich leiser als in der YouTube-Version).

Zusammengefasst

  • Lautstärkencheck vertiefen
    Speziell das Problem bei der Moderation über das Gesangsmikro, aber auch schlicht der Raumschall gegenüber dem, was wir an den Stream weitergeben.
  • Licht
    Ein paar bunte Lichter für eine Bühne sind schlichtweg etwas anderes als eine saubere, nicht zu scharfe Ausleuchtung für eine Videoaufnahme.
    Vielleicht finden wir noch einen guten Berater, den wir dann gleich mal für einen Workshop als Referenten engagieren können. Licht ist knifflig.
  • Video-Technik
    Wenn wir herausgefunden haben, ob den GoPros nur der Strom in Ensdorf nicht geschmeckt hat, dann sind das generell keine schlechten Kameras.
    Als Option sehen wir auch den ATEM Mini Pro, der zwar keine SDI-Eingänge hat, aber dem es egal ist, welches HDMI-Format eingespeist wird. Außerdem würde man sich damit eine VidiU sparen.
    In Summe also vielleicht 3 GoPros, ein ATEM Mini Pro und ein Laptop – deutlich weniger Aufwand ;-)
  • Arbeitsteilung
    Drei Personen für Technik ist im Grunde das Minimum. Während des Livestreams hat man kaum Zeit parallel zu arbeiten – da muss sich jeder um „seine“ Sachen kümmern.
    Cool wäre dann natürlich eine Person als Regie, um Zeichen zu geben, wann Solos anstehen, der Gesang einsetzt, Lied dem Ende zugeht, etc.
  • Kamera und Moderation
    Wir hatten einen Kontrollmonitor (großer Fernseher) für die Band, aber kein rotes Licht an der Kamera wie beim Fernsehen. Das wäre auch noch ein nettes Bastelprojekt, damit am Ende immer in die Kamera geschaut wird :)

 

Danke

  • allen Autorinnen und Autoren
  • den Verlagen und (privaten) Rechteinhabern
  • dem Kloster Ensdorf und besonders dem Küchenteam
  • der Band und dem Technikteam

Und allen, die daheim mitgemacht haben!

 

Ach ja, das andere Bastelprojekt ist dann sicher auch noch der Rhythmus für die


2 Responses to “Liedertankstelle-Online – das haben wir gelernt”

  1. Gaby am

    Hallo, liebe Musiker und Techniker,

    ich habe im Juni gleich den Lifestream mitgemacht und es hat mir sehr gut gefallen.
    Das Mitsingen war ein bisschen schwierig bei den unbekannten Liedern und doch manchen nicht so einfachen Texten und Musikverläufen (aber hat ja keiner gehört).

    Wir haben dann noch einmal die Liedertankstelle genossen und zwar in Meran.
    Hier war ja Anfang Juli ein NGL-Chorworkshop mit Pater Norbert Becker und Robert Haas über das Bistum Augsburg geplant, der dann auch wie so vieles aufgrund von Corona ausgefallen ist.
    Nachdem noch zwei weitere Sängerinnen den Aufenthalt im Hotel nicht abgesagt hatten, haben wir kurzerhand im großen Saal (und viel Abstand) mit einem Beamer des Hauses die Aufnahme abspielen lassen und dort mitgesungen. So war zumindest ein bisschen NGL mit dabei.

    Vielen Dank nochmal für Eure Idee und Euren Einsatz!

    Gaby Schöner, Fischach

    Antworten

Kommentar schreiben

wird nicht ausgegeben