Zuspruch für Zeitgenossen. CD „zeitlos“ bietet starken Pop mit Inhalt.

21. März 2012

Vertrieb Abakus Musik, Greifenstein, 2011
Ensemble Sternallee
– CD 15,95 €
– Singheft 7,50 €

Es war einmal …, da hielten Pop und Jazz Einzug in das geistliche Leben auch der Katholiken. Als seinerzeit der Protestantismus schon lange die Nase im Wind hatte, schreckten ungewohnte Klänge auch so manchen „Messbesucher“ auf. Manchem ermöglichte derlei Aggiornamento das geistliche Überleben. Das ist Jahrzehnte her und abgesehen vom Kammer-Pop des Neuen Geistlichen Lieds, das – by the way – immer noch recht vital ist, ist das Feld des christlichen Mainstream-Pops fest in evangelischer, ja, oft in freikirchlicher Hand.

Eine der wenigen Ausnahmen bildet das Ensemble „Sternallee“, das nun seine zweite CD vorgelegt hat. Die fünf Musiker um Christina Siebert (Vocals) und Matthias Gahr (Tasten) schöpfen aus dem Vollen. Die 13 Tracks spielen frisch und zuversichtlich auf. Sie kreisen ums Leben, vor allem ums Christenleben. „Wenn ich manchmal von dir träume, fliegt mein Glaube hin zu dir…“ (Tr. 1, „Manchmal“) gibt die bedachte Tonart vor, in der hier musiziert wird. Auf gute Texte wurde spürbar Wert gelegt. „An dich“ (Tr. 11) ist das Gebet eines Zweiflers, der die Hoffnung nicht aufgibt. „Für die Nacht“ (Tr. 12) singt ein Abendgebet, das die Feinde ebenso einschließt wie die Schöpfung im Ganzen. Lyrics von solcher Qualität sind neuzeitliche „Psalmen“, die Zeitgenossen beten helfen.

Gitarre und Percussion setzen glaubhafte Akzente, die Bombast vermeiden. Siebert und Gahr wechseln als Urheber ab. Die Frontfrau, im Zivilberuf Krankenschwester, setzt den Schwerpunkt auf Lebenswelt und tastendes Fragen (Tr. 3, „Ich weiß nicht“). Gahr wird da schon mal ausdrücklicher („Gott der leisen Töne“, Tr.8). Professionell eingespielt und klar abgemischt lässt die Musik keine Wünsche offen.

Mit zwei englischsprachigen Titeln („Your days on earth“, Tr. 10 / „God of silence“, Tr.13) blickt das Ensemble auch sprachlich über den Tellerrand. Ob man aber Textzeilen wie „So let your love shine“, braucht, möchte man indes bezweifeln. Das bisschen Englisch macht den neuen Silberling zweifellos marktgängiger, und das gilt womöglich auch für den eigentümlich artifiziellen und wabernden Sound in Track 13. Sei’s drum!

Den Nachdenklichen im Lande, die zeitgenössischen christlichen Pop mit Niveau hören wollen, bietet diese CD starkes Material.

Zum Verfasser dieser Rezension

Dr. Peter Hahnen, Theologe, Referent für u.a. kulturelle Jugendbildung bei der „Arbeitstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz“ (afj) in Düsseldorf. Zahlreiche Publikationen zu Bibelmusicals, Kino, Spiritualität und Kunst; u.a. „Liederzünden! Theologie und Geschichte des Neuen Geistlichen Liedes“, Kevelear 2009